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Kurzbiografie

Friedrich Weinreb
Friedrich Weinreb

Literatur

Friedrich Weinreb (1910 Lemberg – 1988 Zürich) war die grosse Ausnahmeerscheinung im Judentum des 20. Jahrhunderts. Mit seinem bahnbrechenden Buch «Schöpfung im Wort. Die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung» öffnete er die Schatzkammer des jüdischen Wissens.

Die «heilige mündliche Lehre», jahrtausendelang in weltabgeschiedenen Gelehrtenkreisen gehütet, erschloss Friedrich Weinreb als Quelle der Inspiration für die Gegenwart. Als Schriftsteller und Vortragender hinterliess er ein umfangreiches Lebenswerk, in dem es überraschende Wege der Verbindung zwischen biblischem Welt- und Menschenbild und heutiger Zeit und Lebenserfahrung zu entdecken gibt.

War er seiner Herkunft nach tief im chassidischen Judentum Osteuropas verwurzelt, führte ihn sein beruflicher Werdegang ins andere Extrem. Infolge der Kriegswirren des Ersten Weltkrieges nach Holland eingewandert, beginnt er in seiner neuen Heimat ein Studium der Volkswirtschaft und wird schon als Achtundzwanzigjähriger Professor für mathematische Statistik an der Rotterdamer Universität.

Die deutsche Besetzung der Niederlande im Jahr 1940 beendet vorläufig seine akademische Lehrtätigkeit. Während der Besetzung führt er seinen Privatkrieg gegen die Nazis, wohl einer der denkwürdigsten und listenreichsten des Jahrhunderts. «Collaboratie en verzet», seine dreibändigen Memoiren über das Drama von Verfolgern, Verfolgten und Zuschauern und über das menschliche Verhalten in der Grauzone von «Kollaboration und Widerstand» sind ein Höhepunkt in der niederländischen Nachkriegsliteratur; die deutsche Übersetzung mit dem Titel «Die langen Schatten des Krieges» erscheint 1989.

Nach dem Krieg warten auf den gefragten Experten für die Anwendung der mathematischen Statistik in der Volkswirtschaft vielfältige Aufgaben in verschiedenen Ländern. Neben dem Mathematiker Norbert Wiener ist er an der Ausarbeitung des zweiten Fünfjahresplanes für Indien beteiligt, lehrt als Gastdozent am Institut des Hautes Etudes International in Lausanne, verfaßt Berichte für verschiedene Gremien der Vereinten Nationen in Genf, amtiert als Rektor der Middle East Technical University in Ankara; dazu kommen noch seine Tätigkeit als Forschungsleiter und Dozent am Niederländischen Ökonomischen Institut in Rotterdam sowie Professuren an Universitäten Indonesiens.

Seit seiner Jugendzeit ist Friedrich Weinrebs Lebensgrundlage die Beschäftigung mit der Bibel und den alten jüdischen Quellen. Dies lebt er vielerfahren in einer Welt, die von Wirtschaft und Technik bestimmt ist. 1973 lässt er sich endgültig in Zürich nieder. Ab Mitte der sechziger Jahre kann er sich immer mehr und seit 1980 dank der mit Marian von Castelberg gegründeten Friedrich Weinreb-Stiftung ganz dem Bücherschreiben und unermüdlicher Vortragstätigkeit in Holland, der Schweiz, Deutschland, Oesterreich und Belgien widmen. Im Wort der Heiligen Schrift – Altes und Neues Testament vergleicht er oft mit den zwei Hälften des «einen» Herzens – eröffnet sich ihm ein unerschöpfliches Reservoir von Antworten auf Fragen nach dem Sinn der Schöpfung und dem Sinn menschlicher Existenz. Seine vielen auf Tonträger dokumentierten Vorträge und seine Bücher sind deutliche Anzeichen dafür, daß es zwischen Judentum und Christentum, die in der Geschichte so ganz getrennte Wege gingen, zu einer schöpferischen Verbindung kommen kann. Deren Früchte sind schon jetzt im Werk Friedrich Weinrebs greifbar nahe.

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