Weinreb Stiftung

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Kurztexte & Leseproben

Kurztexte zum Werk von Friedrich Weinreb und Leseproben aus dem Werk von Friedrich Weinreb.

Feste in der Bibel

Ostern – Sterben und Neugeburt



Zum Fest Pesach/Passah – Ostern gibt es weitreichende Ausarbeitungen Friedrich Weinrebs, die sowohl jüdischer als auch christlicher Überlieferung folgen. In seinem Buch «Das jüdische Passahmahl und was dabei von der Erlösung erzählt wird» erschließt und deutet Friedrich Weinreb die Handlungen, Bräuche, Texte und Lieder, die bei der traditionellen Mahlzeit, Seder, zum Gedenken an den Auszug aus Ägypten bestimmend sind. Im Mittelpunkt des Bandes «Der Monat Nissan im Zeichen Widder» des «Biblischen Kalenders» steht das Pesachfest, ein Höhepunkt im jüdischen Jahr. Ausführlich geht Weinreb darauf auch ein in seinem «Buch von Zeit und Ewigkeit. Der jüdische Kalender und seine Feste». Das österliche Geheimnis der Auferstehung behandelt Weinreb in «Das Ende der Zeit. Vom Sterben und Auferstehen» sowie in «Innenwelt des Wortes im Neuen Testament» und «Das Markus-Evangelium». Auszüge aus Weinrebs Werk zum Passah-Ostern-Themenkreis, ausgewählt und zusammengestellt von Christian Schneider. (10.03.05)



Passah – das Fest der «Ungesäuerten Brote»
Chamez, das Gesäuerte, ist das, was die Hefe enthält: Die Erscheinung, daß man sich aus sich selbst entwickelt, die Krebs-Erscheinung, die immer nur wächst. Das Gesäuerte ist die Wachstumskraft im Brot, dasjenige darin, was bewirkt, daß es sich aufbläht. Was diese Welt zu einem gewaltigen Etwas aufbläht, das ist diese Hefe-Erscheinung.
Mazah aber, das Ungesäuerte, ist frei von Hefe. Das Passahgeschehen, die Befreiung, die Erlösung, die Auferstehung kann nicht stattfinden, wenn das Gesäuerte dabei ist. Passah bedeutet: Entferne alles Gesäuerte. Nicht nur in dem Sinn, daß in deinem Beutel kein Stückchen Brot sein darf. Aber auch aus deinen Gedanken und aus deinen Taten und deiner Einbildung: Ich kann das und das. Sei ganz rein von diesem Gesäuerten, von diesem Sich-aufblähenden, von der Vorstellung, du kannst es, es steht in deiner Macht. Es gibt kein Passah (Ostern), wenn etwas Gesäuertes da ist. (Vor Babel, S. 294)

Pesach – die Bedeutung der Mahlzeit
Während Gott selbst die Welt von Ägypten schlägt, sitzen diejenigen, die befreit werden sollen, bei einer Mahlzeit um den Tisch (Ex.12) und dürfen sogar nicht nach draußen gehen. Was draußen ist, ist die Sache Gottes, er regelt sie so, wie es notwendig ist. Doch drinnen, im Haus – das ist die Sache des Menschen, dort vollendet er den Weg.
Die Mahlzeit ist ein Ausdruck des Übergangs von der einen Welt zur anderen. Das Verrichten von Handlungen hier auf dieser Welt bringt gleichzeitig eine Veränderung des Wesentlichen mit sich. Die Handlung schließt das eine Extrem, das Leibliche, an das andere Extrem, den Ursprung, an.
Der Übergang zur anderen Welt, von dem beim Auszug aus Ägypten berichtet wird, findet auch dadurch statt, daß die Mahlzeit im Haus gehalten wird. Wer diese Mahlzeit hält, kommt lebend aus Ägypten. Wer diese Mahlzeit nicht kennt, wird in Ägypten von Gott getötet. Daß man am Leben bleibt, wird durch das Wort «pesach» ausgedrückt, das überspringen bedeutet. Gott überspringt die Häuser, in denen die Mahlzeit gehalten wird, während in die anderen Häuser der Tod gebracht wird.
Die Bedeutung der Zweiheit von Wein und Brot ist nun identisch mit diesem Überspringen, diesem «pesach». Denn der Buchstabenwert des Wortes Brot, «lechem», ist 30-8-40, also 78, und der Wert des Wortes Wein, «jajin», ist 10-10-50, also 70. Zusammen bilden sie als Kennzeichen der Mahlzeit 78+70=148. Das Wort «pesach» aber hat als Buchstabenwert 80-60-8, also ebenfalls 148. Damit wird die Bedeutung der Mahlzeit im Haus mit der Familie gekennzeichnet. Dadurch, daß der Mensch die Mahlzeit als Heiligung der Welt betrachtet, als Aufgabe des Menschen, kommt er lebend aus der einen Welt in die andere, erlebt er den Auszug mit allen dabei auftretenden Wundern mit. (Schöpfung im Wort, S. 599-600)

Der Auszug aus Ägypten – Sterben und Neugeburt
Passah ist der Auszug aus Ägypten, ist ein Sterben aus einer Welt, ist ein Geborenwerden in eine neue Welt. Ägypten ist der Körper, der das Leben vom Jenseits gefangenhält, es in das Fließen der Zeit einordnet. Bild des Flusses, des Lebensnervs vom biblischen Ägypten. Die biblischen Hebräer sind, dem hebräischen Wort für Hebräer gemäß, die Jenseitigen. Jenseitig zum Diesseits dieser Welt der konkreten Wirklichkeit. Die Hebräer kümmern sich nicht um das Fließen der Zeit. Sie leiden darunter, daß ihr Leben dieser Art Zeiterlebnis untergeordnet wird. Es ist das Jenseitige in uns, das Nichtbewußte, das sich nach einer anderen Lebensart sehnt. Die Sehnsucht in Ägypten ist Bild des Verhaltens des Menschen im Leben in Zeit und Raum. In der Sehnsucht drücken sich Glauben und Lieben und Hoffen aus.
Beim Auszug aus Ägypten bleibt Ägypten zurück; es wird im Meer begraben, die Zeit deckt das Vergangene zu. Israel, die Hebräer, heben einen Gesang an. Die Engel, erzählt die Überlieferung, protestieren: hier der Tod, der gestrandete Körper, dort der Lobgesang. Aus diesem Grund ist das jüdische Passah in seiner Freude der Erlösung durch den Tod des Körpers gedämpft. (Das Chassidische Narrenparadies und andere Schriften, S. 259-260)

Was bedeutet »Auferstehung der Toten»
Offenbar glaubt man der Bibel und dem, was Christentum und Judentum sagen, eigentlich nicht. Wagt man, ganz unzeitgemäß, sich vorzustellen, daß es mit dem Tod ganz anders sein könnte? Sagen wir nicht in der Kirche, daß wir an die Auferstehung der Toten glauben? Also eben nicht an ein Weiterleben nach dem Tod glauben, wie man immer denkt; sondern Auferstehung heißt, daß man eine Wende erlebt und in die Welt zurückkehrt. Wie auch Jesus nach der Bibel in die Welt zurückkehrt, mit seinen Jüngern spricht und erst vierzig Tage nach der Auferstehung die Himmelfahrt erlebt. Denkt man eigentlich noch daran, daß Jesus als Erstgeborener auch als erster in den Tod geht und aufersteht? Und damit mitteilt, daß es nun kein Weitergehen im Tod mehr gibt, keine Unterwelt, kein Totenschiff, kein Weiterfahren im Schicksal, sondern daß eine Umkehr stattfindet, eine Wende. Man will das nicht wahrhaben, weil man immer gehört hat, daß Tod ein Ende bedeutet. (Das Ende der Zeit. Vom Sterben und Auferstehen, S. 19)

Auch die Jünger erwarten, daß es mit Jesus nach dem Tod weitergeht, schauen, ob Er noch im Grab ist. Aber hat Er nicht von Dingen gesprochen, die das Gesetzmäßige durchbrechen? Und wenn die Frauen am Sonntag zum Grab kommen, ist es leer. «Sucht nicht den Lebendigen unter den Toten!» Also kein Weitergehen. Sterben ist ein Weg, der im Tod aufhört. Dort ist die Wende, die Umkehr, die Wiederkehr. Als Mensch gehst du den Weg nach dem Tod nicht weiter, es wendet sich. Was du erlebst, erlebst du nun in einer neuen Windung der Spirale, auf einer anderen Ebene, höher oder niederer, die anders ist als die, die dir das Zeitliche zeigte. Was wir hofften, aber nicht auszusprechen wagten, unsere Sehnsucht nach dem, was wir schon seit Ewigkeiten kennen, daß der Weg nicht weitergeht, sondern eine Umkehr stattfindet, das Leben neu erlebt wird, nicht nur im Fließen der Zeitlichkeit, sondern als Gegenwart, wo Vergangenes und Zukünftiges beisammen sind : das ist nun erfüllt. Das Sein in allen drei Zeitformen ist gegenwärtig, wenn diese entscheidende Wende eintritt. (Das Ende der Zeit. Vom Sterben und Auferstehen, S. 68-69)


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Tonträger zum Thema finden Sie in der Rubrik: Tonträger Gesamtverzeichnis
Zum Themenkreis um Passah und Ostern gibt es zahlreiche Vorträge. Zu nennen sind hier vor allem: «Das Osterwunder im Bild des Auszugs aus Ägypten», 4 Kass./CDs (83Wn28); «Passah als Erlebnis der Erlösung», 5 Kass./CDs (83Mp87); «Ostern», 1 Kass/CD (82U32); «Der Pharao als König der Welt. Sein Untergang im Passah», 9 Kass./CDs (81Hü34).



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