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Kurztexte & Leseproben

Kurztexte zum Werk von Friedrich Weinreb und Leseproben aus dem Werk von Friedrich Weinreb.

Feste in der Bibel



Den Anfang machen Jahrestage und Jahresfeste. Diese Zitate aus dem Werk Friedrich Weinrebs sollen dazu anregen, sich in seine Schriften und mündlichen Vorträge zu vertiefen. Wir beginnen mit Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahr (16. September 2004), Jom Kippur, dem Versöhnungstag (25. September) und dem Sukkoth, dem Laubhüttenfest (30. September). Am Ende finden Sie eine Zusammenstellung der Werke, aus denen die Zitate stammen. Zusammengestellt von Matthias Dermitzel (02.09.04)



Zu den Festen
Die wahre Freude kennen wir noch kaum, weil wir den Sinn der Feste bei uns nicht zulassen, weil wir die Freude und Liebe nicht feiern können. (Feste S. 11) 

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Das Jahr enthält viele Tage, 355 oder 365, und nur ungefähr 50 mal ist Sabbath, nur 7 Tage Passah, nur 1 Tag Pfingsten. Und nur 2 Tage Neujahr, 1 Tag Jom Kippur, 8 Tage Laubhüttenfest, mit dem achten Tag als besondere Feier. Im Bewussten kann man nur jeweils diesen oder jenen Tag erleben. Wenn aber der Baum des Lebens im Menschen lebt, dann geht sein Suchen schon fortwährend, bewusst und unbewusst, immer zur Einheit, zur Einswerdung, zu den Zusammenhängen hin.(Nissan S.35)

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Im Jahr des Mondes kommen neben dem Sabbath auch weitere hervorgehobene Tage vor. Man nennt sie Festtage; im Hebräischen spricht man eher vom «jom tov«, vom «guten« Tag. Diese Tage sind z.B. das Passah, dann Pfingsten und das Sukkoth, meist «Laubhüttenfest« genannt. Ausserdem gibt es biblisch das Neujahr und den Jom Kippur, übersetzt als «Versöhnungstag«. Im übrigen aber ist das Jahr zum grössten Teil mit «chol«, mit «normalen« Tagen besetzt. Die besonderen Tage sind wie Blumen auf einer von Gras beherrschten Fläche. Ein Feld nur mit Blumen wäre eher erdrückend als erfreuend. Das Feld ist erst schön, wenn Blumen darauf vorkommen. (Nissan S.30)

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Man kennt die Festtage nach den Worten der Bibel als «moadim«, das bedeutet «Zeit« und «Begegnung in der Zeit«. Die Wohnung Gottes auf dem Weg heisst «ohel moed«, und man übersetzt das mit «Zelt der Zusammenkunft«. Zelt, weil auf dem Weg alles fliesst, alles weitergeht. Und Zusammenkunft, weil dort Gott und die Welt, Gott und der Mensch zusammentreffen. (Nissan S.36)

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Sagt nicht der Psalm 136, dass die, die unter Tränen säen, im freudigen Jauchzen ernten werden. Die Saat in die Erde legen – den toten Körper, abgenommen von dem Taw, von diesem Kreuz, ins Grab legen. Die eine Träne, das eine Jod. Aus dieser Erde aber, aus dieser Welt, kommt alles zurück. Es ist die Ernte. Jetzt kommt die andere Träne, die Träne der Freude. Die Pflanzen, als erster Ausdruck von Leben, zeigen schon hin auf dieses Geheimnis der Erde. Sie bringt hervor, neu! Deshalb sind auch die Begegnungen von Passa, Pfingsten und Laubhütten im Zeichen dieses Wachstums erzählt. Am Passa beginnt die Ernte, das Abtrennen von der Erde, an Pfingsten ist sie zu Ende. Am Laubhütten ist alles eingesammelt, das Dreschen und Treten und Pressen sind abgeschlossen. Himmel und Erde sind vereint. Man kann von der Sukka auf Erden den Himmel erfahren. Das feste, undurchsichtige Dach, das Trennende, ist fort. Der letzte Tag vom Laubhüttenfest, einmalig der 8. Tag, heisst «Freude der Thora«. Man beendet den Zyklus der fünf Bücher und fängt gleich wieder am Anfang an. Keine Zwischenzeit. Das Leben geht weiter, neu, ein neues Jahr. Die Buchstaben des Lebens sind Quelle des Lebens. Das Wort ist von Gott. (Buchstaben S.157)

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Die Feste - Rosch Haschana, Jom Kippur, Sukkoth


Rosch Haschana
Und im siebten Monat, wo sozusagen das Jahr beginnt (Rosch Haschana), fällt auf den ersten Tag des neuen Jahres die Erschaffung des Menschen und der zehnte ist das, was man «jom hakippurim« nennt, Tag der Versöhnung, der Rückkehr. (Feste S.59)

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Das Staunen im neuen Jahr besteht darin, dass hier etwas anfängt, was schon zu Beginn zwei Seiten hat. Deshalb ist es zum Beispiel in der Überlieferung auch immer so geblieben, dass das jüdische Neujahr zwei Tage hat, einen Tag und noch einen Tag. Dieser zweite Tag ist kein Festtag wie in anderen Fällen. Nein, es sind ganz deutlich zwei Tage. Es ist die Zweiheit der Schöpfung, die ausdrückt: Was hier erscheint, ist zweifach gegenwärtig. Da ist eine Tür. Es kommt irgendwoher und geht irgendwohin. Und diese Tür ist offen, wenn etwas über den Menschen hereinbricht, was wir Krieg nennen, Katastrophe, Verzweiflung, Missverständnis. Wie kann so etwas entstehen? (Feste S.17)


Jom Kippur
Jom Kippur ist der zehnte Tag nach Rosch Haschana, nach der Erschaffung des Menschen. (Feste S.247)

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Am Jom Kippur, am «Tag der Aussöhnung« wird klar, was umhüllt, was bedeckt war. Am Ende dieses Tages wird sogar der Sinn des Todes klar, der Sinn des Verschwindens und Neugeborenwerdens. Nach dem jüdischen Kalender wird der Jom Kippur am zehnten Tag des Jahres begangen, als Fastentag. Das Fasten bedeutet ein Absehen von der Verbindung zur Welt. Indem man sich fastend der Welt entzieht, wird klar, was die Welt eigentlich ist. Im Sichzurückziehen erfährt der Mensch das Wichtige, das Entscheidende. (Astrologie S.181)

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Kippur ist der Moment, an dem die zweiten «luchoth«, die zweiten Tafeln, in diese Welt gelangen. Es ist also ein grosser und entscheidender Tag, denn das Wort kommt wieder in diese Welt. Und das Kommen dieses Wortes ist die Versöhnung, denn das Wort enthält die Antwort. Wenn der Mensch kommt, herrscht das Zeichen «mosnajim«, Waage, das Zeichen von Rosch Haschanah. Der Mensch ist da die Zweiheit, die eine Schale der Waage und die andere. Und «mosnajim« ist auch das Zeichen von Jom Kippur, dem Tag, an dem die Antwort kommt. Auf die eine Schale kommen deine Taten, sagt man zu den Kindern und auf die andere Schale die Belohnung. Das ist für das Kind so, und natürlich auch für das Kind in uns. Aber wenn du Liebe besitzt, von dieser Grundlage aus handelst und die Belohnung schätzt, begreifst du, was Taten und Belohnungen sind. (Feste S.261 und 273)

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Der Jom Kippur bedeutet «Tag des Kippur«. Und «kippur ist ein viel bedeutendes Wort. Es bedeutet tatsächlich auch Versöhnung, Sühne; aber es ist vielschichtiger. Es hat auch die Bedeutung des Bedeckens. Das Vorige, das Alte wird bedeckt, zugedeckt. Der Deckel der Bundeslade heisst «kapporeth«, ein Wort, das vom gleichen Stamm kommt. Auch ein Vorhang heisst «kapporeth«. Es will sagen, es ist eine Scheidewand. Etwas wird zugedeckt, abgeschlossen. Es ist auch ein Abwischen und ein Bedecken mit einer neuen Schicht. Der Tag der Versöhnung als Jom Kippur bedeutet, dass Gott das Frühere, das Alte vergibt. Denn «kapper« bedeutet auch Vergebung. Nur ist dies dann keine hohle Phrase, wie es oft gesellschaftlich gemeint wird, sondern ein vollkommenes Streichen. Dann ist es auch falsch, wenn man sagt, man habe etwas vergeben, vergessen aber könne man es nicht. Dann ist die Vergebung eben keine Vergebung; es muss wie ausgemerzt sein. Am Jom Kippur kommt der Mensch deshalb vollkommen neu zur Welt. Mit Gott ist dann alles versöhnt. Mit den Menschen muss man sich natürlich jeweils selbst versöhnen. (Nissan S.271-273)

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Es wird erzählt, dass man, wenn der Jom Kippur vorbei ist, beginnt, etwas fertig zu stellen. Man fängt an, die «sukka« zu bauen, und dieser Bau dauert fünf Tage. In der Welt des Tischri zieht man also aus dem Haus aus und geht in die «sukka« hinein, die ein Dach hat, das eigentlich kein Dach ist und das folgendermassen charakterisiert wird: Es ist ein Dach, das man als Abschluss baut, durch das aber doch der Himmel sichtbar bleibt. Das Dach der «sukka« ist durchsichtig. Man kann hindurchschauen. Die Definition einer «sukka« ist, dass der Mensch die Sterne des Himmels durch sie hindurch sehen können muss – dort, wo keine Tür ist. Durch die Tür geht man von drinnen nach draussen, aber nach oben gibt es keine Tür. Doch plötzlich gibt es eine Öffnung nach oben. Die Begrenzung wird durchbrochen. (Feste S.65)

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Sukkoth
Laubhütten hat nichts mit irgendeinem volkstümlichen Fest zu tun, von dem man Schallplattenaufnahmen machen kann. Es geht um etwas viel Ernsteres, um das Wesentlichste im Menschen. (Feste S.309)

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Pfingsten, 50 Tage nach Ostern, das ist 7x7+1 Tage später. Damit ist das Laubhüttenfest festgelegt, wieder genau sechs Monate später, exakt sechs Monate, am 15. des siebenten Monats. Dieses Laubhüttenfest des 15. des siebten Monats, der auch der erste ist, liegt also parallel zum Osterfest am 15. des ersten Monats, der auch der siebte ist. Es ist ein Spiegelbild, das eine wie das andere. Was hat es damit auf sich? das sind lebendige Dinge, so wie man allerlei Dinge wahrnehmen kann, die kommen und gehen. Es ist etwas, das festliegt, eine Struktur, die der Zeit Festigkeit gibt. (Feste S.51)

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Das Sukkoth-Prinzip steht Ostern gegenüber, denn Ostern fällt auf den Fünfzehnten des ersten Monats, und Sukkoth auf den Fünfzehnten des siebten Monats. (Feste S.289)

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Am 10. des Monats Nissan wird das Lamm bereitgehalten, das man am 15. zu sich nimmt. In «Schöpfung im Wort« habe ich auch darauf hingewiesen, dass diese zehn Tage vom ersten bis zum zehnten Nissan den kommenden fünf Tagen gegenüberstehen, als die bekannten «10-5« Gottes (Im Hebräischen schreibt sich der Name Gottes, den die Übersetzungen im allgemeinen mit «der Herr« wiedergeben mit den vier Buchstaben Jod-He-Waw-He, also 10-5-6-5.), und dass diese zehn und fünf Tage zueinander gehören. Und am 10. Tischri will es der Brauch, dass man am Ende des Jom Kippur mit dem Bau der «sukka«, 60-20-5, beginnt, der Laubhütte, die dann am 15. in Gebrauch genommen wird. (Feste S.59)

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Die «sukka« ist eigentlich die Welt, in der wir wohnen. Wohnst du in einer Welt, die für dein Gefühl etwas Solides hat, etwa in der Art: Das ist alles, und alles andere verbanne ich daraus, wie ein Haus das tut? Die Geborgenheit eines Hauses bedeutet: Alles andere interessiert mich nicht. Draussen kann dieses oder jenes geschehen, das ist nicht meine Angelegenheit. Du grenzt damit eigentlich auch den Himmel aus, die andere Welt. Nur das Vertraute, das, was du selbst in das Haus hineingebracht hast, ist deine Angelegenheit, danach urteilst du, und danach handelst du, aber das andere draussen, nein, das geht dich nicht an. (Feste S.284)

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Einer der Hauptaspekte von Sukkoth ist, dass an Sukkoth über das Wasser Gericht gehalten wird. Was sollen wir damit anfangen ? Was hat denn das Wasser verbrochen? Ja, das Wasser wird vor Gericht gestellt, denn das Wasser ist in der äusseren Welt der Ausdruck für das, was wir als Zeit erleben. Das bedeutet also auch, dass über die Zeit Gericht gehalten wird. Gericht halten bedeutet, etwas an seinen Platz stellen, an den richtigen Ort, die Unebenheiten einebnen, die Fragen beantworten. (Feste S.292)

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Dann werden die Zaddikim – die die «Fischer« waren, die den in der Zeit gefangenen Menschen aus der Zeit gefangen, herausgeholt haben -, die werden dann den Leviathan aufessen. Und die Haut des Leviathan, die wird dann zu den Wänden und zum Dach der Laubhütte des Endes, der «sukka«, 60-20-5, des Endes. (Babel S.347)

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So ist nach der Überlieferung der «Fisch« Leviathan dasjenige, was diese ganze Welt als Begleiter in die kommende Welt weiterträgt. Beim dritten der drei biblischen «Feste«: Pesach (Ostern), Schwuoth (Pfingsten) und Sukkoth (Laubhüttenfest), wird der Ertrag der zwischen Pesach und Schwuoth geschnittenen Ernte gedroschen, wird der Kern von der Hülle vollständig befreit, um seine endgültige Bestimmung zu erhalten, um als das Brot vom Menschen, und der Mensch so von Gott aufgenommen zu werden. Während dieser «Laubhütten«-Zeit bleibt man sieben Tage in einer «Laubhütte«, deren Merkmal es ist, dass sie nur einen zeitlichen Aufenthalt bietet, und deren Dach so lose gebaut sein muss, zum Beispiel aus Laub, dass man durch dieses Dach immer noch den Himmel und am Himmel die Sterne sehen können muss. Sieben Tage wohnt man in diesem zeitlichen, noch nicht festen Haus, so wie der Mensch bis zum siebten Tag der Welt noch nicht das feste Haus auf der Erde hat. Daher lässt die Überlieferung in diese Zeit des Laubhüttenfestes die Zeit des Endes fall. Dann spielen sich die Kriege von Gog und Magog ab. Das sind die Kriege aller gegen alle, der Kampf um den Besitz der Welt, die doch keinem von ihnen zufallen wird. Die Namen «Gog« und «Magog« sind mit dem Wort für Dach, «gag«, verwandt. Dieser Krieg aller gegen alle gerade in der Zeit des Laubhüttenfestes, wo das Dach so sein muss, dass man hindurchblicken und den Himmel sehen kann, hat denn auch für dieses Leben eine ganz besondere Bedeutung. Alle, die sich in dieser Welt schon das feste Haus bauen, die sich hier schon sicher fühlen, schon mit dem materiellen Dach über ihrem Kopf, befinden sich während der ganzen Zeit der Welt immer im Krieg: mit sich selbst, mit anderen, auf jedem Gebiet. Für sie besteht überall die Zweiheit, der Gegensatz. Der Leviathan ist kein Fisch im Sinne unserer Bilder. Der Leviathan trägt dieses Leben durch die Welt des siebten Tages, so wie das Schiff, die Arche, das Leben durch das «Wasser« des siebten Tages trägt, bis eine neue Welt kommt, die des achten Tages. Dann wird, nach der Überlieferung, der Leviathan aufgegessen, ist seine Aufgabe beendet. Und dann wird die Laubhütte als ein Haus aus der Haut des Leviathan gemacht. (Schöpfung S.627, 628 und 631. Siehe aber auch S. 745, 823, 900 zu S.628)

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Verzeichnis der Abkürzungen zitierter Werke
Astrologie
Die Astrologie in der jüdischen Mystik

Babel
Vor Babel (Die Welt der Ursprache)

Buchstaben
Buchstaben des Lebens

Feste
Das Buch von Zeit und Ewigkeit (Der jüdische Kalender und seine Feste)

Nissan
Der biblische Kalender – Der Monat Nissan

Schöpfung
Schöpfung im Wort (Die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung)

Siwan
Der biblische Kalender – Der Monat Siwan



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