Weinreb Stiftung

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Zitat:

"Was ist beten?" Friedrich Weinreb
“Das Ewige befruchtet die Zeitlichkeit. Und die Freude, die dann kommt, ist das Leben, von dem man spürt, es ist das ewige Leben, Himmel auf Erden. ”
«Die Nähe Gottes» von Eugen Baer
“Wir erleben mit Weinreb die Kindheit des Wortes, einer Welt des Wortes noch vor dem Bewusstsein, die er auf spielende Weise unserem Bewusstsein näher bringt und es dadurch vom Ewigen her ernährt.”
«Die Nähe Gottes» von Eugen Baer
“Wenn wir das Kind in uns erwecken, dann erleben wir ein kindliches Vertrauen in Gott, dann sind wir in Gott und Gott in uns.”
«Die Nähe Gottes» von Eugen Baer
“Das Kind ist die immerwährende Geburt unseres Lichtleibes als Kind des Lichts. Das Kind ist ewiger Anfang.”
«Die Nähe Gottes» von Eugen Baer
“Wenn ich wirklich ich bin, bin ich in Gott und Gott ist in mir.”

Inhalt:

Friedrich Weinreb

Willkommen

Friedrich Weinreb war ein Neuerer im Erzählen der Bibel und ein Wegbereiter im Zugang zur Kabbala. Judentum und Christentum stehen für ihn in einer schöpferischen Verbindung. Altes und Neues Testament bilden dabei eine Einheit. Sein Werk öffnet auch Wege zum Verständnis spiritueller Erfahrungen. Eine Nähe seines Werkes besteht zudem zu anderen mystischen Traditionen. Die Weinreb Stiftung in Winterthur will sein gesprochenes und geschriebenes Wort unverfälscht für künftige Generationen erhalten und zugänglich machen.

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Veranstaltung

Tagung auf der Insel Reichenau

Die Tagung der Friedrich Weinreb Stiftung findet dieses Jahr statt vom 07.-09. November 2025 zum Thema Schechina - Gottes Gegenwart in der Welt

Reichenau Tagung

IN EIGENER SACHE

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Friedrich Weinreb Weinreb Stiftung mit neuem Sitz in Holland

Das Werk von Friedrich Weinreb ist am 1. Januar 2025 von der
Stiftung Quintessentia in Holland übernommen worden und wird von dieser weitergeführt. Der neue Sitz ist in Den Haag und geleitet wird die Stiftung von Dr. Martin F. J. Baasten, der auch Stiftungsrat der Schweizer Stiftung war. Somit ist für Kontinuität gesorgt. Die holländische Weinreb Stiftung übernimmt alle Rechte und Geschäfte sowie den Nachlass von Weinreb. Alle deutschsprachigen Bücher können nach wie vor über den Buchhandel bezogen werden. Auch sind weiterhin Neuausgaben von Weinreb-Büchern geplant.

Die Überführung des Werks von Friedrich Weinreb ist ganz im
Sinne des bisherigen Stiftungszwecks, wonach das Werk von
Weinreb weltweit zugänglich gemacht und erhalten werden
soll. Die Verbreitung soll neu auch vermehrt in verschiedenen
Sprachen erfolgen. So wird die neue Webseite von Quintessentia quintessentia.org dreisprachig – holländisch, deutsch, englisch – geplant.

Das Werk von Friedrich Weinreb hat immer wieder Entwicklungs-schritte durchgemacht. 1980 wurde die Stiftung in Zürich von Marian von Castelberg und Friedrich Weinreb gegründet. Weinreb hat sein ganzes Werk damals der Schweizer Stiftung vermacht. Um das Jahr 2000 wurden die analogen Tonaufnahmen digitalisiert und danach erfolgte der erste Webauftritt. Der Vertrieb von Tonaufnahmen erfolgt weiterhin durch das Weinreb-Tonarchiv, das von Dieter Miunske geleitet wird: weinreb-tonarchiv.de

Auch der umfangreiche Nachlass wurde in den letzten Jahren geordnet und erfasst. Von Beginn an wurden Bücher mit den Texten von Weinreb herausgegeben, zuerst im Thauros-Verlag, dann im stiftungseigenen Verlag der Friedrich Weinreb Stiftung GmbH.

All dies geht jetzt nach 44-jähriger Schweizer Stiftungstätigkeit nach Holland, wo Friedrich Weinreb vor über 60 Jahren sein Lebenswerk der Kabbala mit Vorträgen und dem Schreiben von Büchern begonnen hat.

Wir bedanken uns bei allen, die uns in dieser langen Zeit unterstützt, gefördert und begleitet haben und freuen uns, dass das Werk von Friedrich Weinreb weiterhin verbreitet werden kann und zugänglich bleibt.

Aktuelles

Neuerscheinung: Jüdisch-christliches Bibellexikon nach mystischem Schriftsinn

Unter dem Titel „Das Mysterium der Offenbarung“ hat der Rottenburger Theologe, Buchautor und Stiftungsrat der Friedrich Weinreb-Stiftung, Dr. Klaus W. Hälbig, ein „jüdisch-christliches Bibellexikon nach dem mystischen Schriftsinn“ (so der Untertitel) vorgelegt.

Das im Fe-Verlag (Kißlegg/Allgäu) erschienene vierbändige Werk (mit jeweils über 600 Seiten) versteht sich als „mystagogische Einführung in Mysterium und Mystik der Bibel als göttlicher Offenbarung“. Es enthält nach zehn „Geleitworten“, Vorwort und einer knapp 70-seitigen Einführung 130 Artikel zu Grundbegriffen (davon 56 Begriffspaare), den wichtigsten biblischen Personen und Namen sowie zur inneren Sinnstruktur und Symbolik von Schöpfung und Bibel. Jeder Artikel umfasst 16 bis 20 Seiten und ist in sich abgeschlossen.


Das Lexikon ist kein bibelwissenschaftliches Nachschlagewerk; vielmehr will es die Bibel aus der Hand der Bibelwissenschaft wieder in die Hand des normalen Gläubigen mit seinen existentiellen Sinnfragen geben. Die beantwortet im Grunde schon das erste biblische Wort Bereschit, „im Anfang“ (Gen 1,1), was durch Buchstabenumstellung als Berit-esch, „Bund des Feuers“ (der Liebe Gottes) gelesen wird, sowie der erste Artikel „Abba (Vater, allmächtiger)“ (s. u.).


Aufgezeigt wird die innere Einheit der Offenbarung von Altem und Neuem Testament im Licht der mystischen Traditionen der beiden biblischen Religionen Judentum und Christentum, nicht zuletzt im Licht der jüdischen Kabbala. Damit soll einerseits der jüdisch-christliche Dialog befördert werden, andererseits will das Werk dem wachsenden Antisemitismus vor allem dadurch entgegentreten, dass es den „großen Reichtum des jüdischen Erbes“ vergegenwärtigt (S. 21).


Neues Einmaleins der Liebe


Eine der Grundlagen des Lexikons ist die biblische Zahlen- und Buchstabenmystik. Im Vorwort (S. 12) heißt es dazu: „Die Ordnung der Zahlen bildet die in der Welt selbst präsente Form der Weisheit Gottes, die vom menschlichen Geist erkannt werden kann“ (Heinz Meyer). Zentral dafür ist die Aussage in Weish 11,20: Gott hat alles „nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“. Die Sprache der Zahlen ist die einzige universale Sprache (einschließlich der Musik).


Die Reihenfolge der hebräischen Buchstaben liegt dadurch fest, dass sie zuerst Zahlen sind. Jedes Wort hat von daher einen bestimmten Zahlenwert: Die „Leiter“ bis zum Himmel im Traum Jakobs, sulam, 60-30-40, hat so den Wert 130, ebenso Sinai, 60-10-50-10‚ als Ort des Empfangs der biblischen Offenbarung (Thora) durch Mose, sowie der 16. Buchstabe Ajin, 70-10-50 = 130, was „Auge“ oder „Quelle“ bedeutet mit dem äußeren Zahlenwert 70.


Analog zur 130 ist der Zahlenwert 13, so für ahawah, 1-5-2-5 = 13, „Liebe“, und für echad, 1-8-4, „eins/einer“. Das Glaubensbekenntnis Israels lautet JHWH echad: Gott ist eins/einer (Dtn 6,4), in Zahlen: JHWH = 10-5-6-5 = 26, das heißt 2 x 13 oder 2 x Liebe: Gottesliebe und Nächstenliebe, die beide wieder eins sind (vgl. Mt 22,37-40), und 1 x 13. Daraus ergibt sich 3 x 13 im Sinn von 1 x 1 x 1 oder auch von 111: die Eins auf allen drei Zeitebenen als innerer Zahlenwert des ersten Buchstabens Aleph, 1-30-80 = 111 (der äußere Wert ist Eins). Jesus ist im Kreis seiner zwölf Apostel „die Erfüllung der Zahl Dreizehn“ (Ephräm der Syrer).


Der geisterfüllte Mensch: Seher und Prophet


Wenn das menschliche „Auge“ nur die äußere Mannigfaltigkeit der sichtbaren Welt im Symbol der 70 (oder des ‚siebten Tages‘) sieht, dann ist es, wie auch Jesus in der Bergpredigt sagt (Mt 6,23), im Grunde „krank“. Das bedeutet nach Friedrich Weinreb, „dass sich bei dir das, was Offenbarung heißt, nicht offenbaren kann“ (Der Weg durch den Tempel, 2000, 196): Die Sinai-Offenbarung der Thora am „50. Tag“ (Pfingsten, griech. Pentecoste, hebr. Schwawuot), das heißt am Beginn der achten Woche (7 x 7 + 1) analog zum ‚achten Tag‘, in ihrem inneren, mystischen Sinn kommt dann nicht mehr im „Herzen“ des Menschen an, wie es doch für den Menschen als „Bild Gottes“ eigentlich hätte sein sollen (vgl. Dtn 10,14; Röm 10,8).


Empfangsbereit für die göttliche Offenbarung wird der Mensch aber erst im Glauben als innere Beschneidung des Herzens durch den (pfingstlichen) Geist Gottes (Dtn 30,6; Röm 2,28f; 5,5); dadurch wird er auch (wieder) zum Propheten (Joel 3,1-5; Apg 2,17). Der ‚Seher‘ oder Prophet heißt nach Weinreb auch „der Blinde“, hebr. pikeach, „in dem Sinn, dass diese äußeren Augen, das Auge der 70, ihm eigentlich wenig sagen und dass vor allem das Auge der 130 zu ihm spricht“ (vgl. Vorwort, S. 20). Offenbarung in diesem prophetischen Sinn kann sich danach nur ereignen, wenn das innere eine oder dritte Auge der ‚Kontemplation‘ (oder der Mystik), das sich beim ‚Sündenfall‘ als Öffnen der zwei Augen geschlossen hat (Gen 3,7), wieder öffnet (s. dazu den Artikel „Ursünde (Erbsünde)“).


Diese Öffnung und Wiederherstellung bewirkt der Heilige Geist im (Er-)Innern des Menschen (hebr. sachar bedeutet ‚männlich‘ und ‚erinnern‘, vgl. Joh 14,26). Der Geist wird nicht nur an Pfingsten in Fülle ausgegossen, sondern im Johannesevangelium schon mit Jesu Tod (vgl. Joh 7,38f; 16,7). Im Vorwort (S. 12) heißt es dazu: Jesus haucht „seinen am sechsten Tag am Kreuz ausgehauchten lebensschaffenden Geist (Joh 19,30) … den Aposteln am achten Tag zur Vergebung der Sünden ein wie Gott dem Adam im Paradies (Joh 20,22; Gen 2,7) und begründet damit die Erlösung der Welt“. ‚Erlösen‘, goel, 3-1-30, bedeutet vom Hebräischen her, die Eins (1) oder Einheit in die Form, gal, 3-30, zu bringen: „In allem, was Form ist, wird dann die Einheit erkannt“ (Weinreb, Der Weg durch den Tempel, 305).


Thora und Welt: Vision und Verwirklichung


Friedrich Weinreb ist für das jüdisch-christliche Bibellexikon die wichtigste jüdischen Referenzgröße; zu Wort kommen aber auch zahlreiche weitere jüdische Autoren wie Philo von Alexandrien, Samson Raphael Hirsch, Abraham Joshua Heschel, Gershom Scholem, Moshe Idel, Joseph Dan, Daniel Krochmalnik, Gabriel Strenger oder Adin Steinsaltz (1937–2020). Steinsaltz, nach dem „Time“-Magazin ein jüdischer „Jahrtausendgelehrter“, Philosoph, Talmud-Kommentator und bedeutender Kabbalist, schreibt in seinem Buch Die dreizehnblättrige Rose (2011) über das Verhältnis von Wort-Offenbarung (= Thora) und Werk-Offenbarung (= Schöpfung): „Die Beziehung zwischen Tora und Welt ist also die von Idee und Verwirklichung, von Vision und Erfüllung“ (vgl. Vorwort, S. 9).


Gottes ‚Vision‘ im Blick in die Thora und sein (im Grunde sakramentales) Schöpfungswerk übersetzt das Johannesevangelium in die Aussage: Gottes Schöpferwort (= Logos, geistige Thora) ist in Jesus, was „JHWH rettet“ bedeutet, „Fleisch“ geworden (Joh 1,14), damit „alle … eins“ sind (Joh 17,21), und zwar in der gläubigen Teilhabe an der einen „Eucharistie“ als Jesu „Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6, 51). Nach der jüdischen Überlieferung steht das eine Volk Israel zwar den siebzig Völkern der Welt gegenüber, aber „eigentlich sind es 130 Völker, also sozusagen eines. Es ist eine Einheit“ (Weinreb, Der Weg durch den Tempel, 197).


Israel als ‚Braut‘ des ‚hochzeitlichen‘ Bundes mit Gott empfängt als erstes die Offenbarung am Sinai als ‚Brautgabe‘ Gottes, dann folgt im Neuen Testament (Neuen Bund) die Kirche, die mit ihren vier Wesenseigenschaften als die eine, heilige, katholische (universale) und apostolische Kirche alle „130“ Völker umfasst. Das eschatologische Ziel ist die allumfassende Einheit des Schöpfers mit seiner Schöpfung im Bild der mystischen ‚Hochzeit‘ (unio mystica).


Die Bibel: Ausdruck des Seins jenseits der Zeit


So wichtig wie die Zahlen in den biblischen Er-zählungen sind auch die 22 Buchstaben (oder Urzeichen) des hebräischen Alphabets; sie gliedern sich in 3 Vater-/Mutterzeichen, sieben (3 + 4) doppelt gesprochene und 12 (3 + 4 + 5) ‚einfache‘ Zeichen analog zu den zwölf Tierkreiszeichen, beginnend mit dem 5. Buchstaben He, der für das erste Zeichen ‚Widder/Lamm (Gottes)‘ steht. Die Bibel als „Schöpfung im Wort“ (Weinreb) beginnt mit dem zweiten Buchstaben Beth = „Haus“ (Beth-lehem bedeutet „Haus des Brotes“) im ersten Wort Bereschit, „im Anfang“.


Der „Anfang“, so heißt es im Vorwort (S. 9), „ist jenseits der Zeit und enthält schon das Ende; umgekehrt offenbart sich vom Ende her der Anfang ganz. Für die Heilige Schrift gilt das Prinzip: ‚Es gibt kein Vorher und kein Nachher‘, kein Früher oder Später: ‚Die Geschichte der Bibel ist Ausdruck des Seins; daher gilt in ihr unsere Zeitreihenfolge nicht‘ (Weinreb, Traumleben I, 1979, 215). Sie offenbart Gottes Sein als Liebe.“


Von daher ist die Offenbarung der Bibel „ein Mysterium, das sich eschatologisch, vom Ende her enthüllt als Geheimnis der Liebe des Schöpfers zu seiner Schöpfung als Braut, repräsentiert durch das Volk des Bundes“. Die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel haben deshalb ihre Analogie in den zwölf Tierkreiszeichen, die für die ganze Schöpfung und das Jahr oder die Zeit stehen.


Wesentlicher Teil der Offenbarung ist der ursprünglich gottähnliche Mensch (in seiner ‚ewigen Natur‘) als Bild Gottes und Mikrokosmos mit seiner (mit dem Wort Gottes gegebenen) Sprache. Dadurch ist er berufen, die Schöpfung aus der endlichen Dualität oder Zweiheit ihrer gegensätzlichen Prinzipien (Geist und Materie, Himmel und Erde, Tag und Nacht, ‚männlich‘ und ‚weiblich‘) in die Einheit mit dem Schöpfer als Ursprung zurückzuführen. „Adam“ als Repräsentant der ganzen Menschheit im Garten „Eden“ (= Wonne) versagt bei dieser Aufgabe.


Die Zehn Worte des Schöpfers im ‚Anfang‘ („und Gott sprach“) gelangen erst an ihr Ziel in den „Zehn Worten“ am Sinai, den Zehn Geboten, beginnend mit Anochi (= Ich, also mit Aleph = Eins): Der Weg der Offenbarung, der die Umkehr des gefallenen und damit tierähnlich gewordenen Menschen notwendig einschließt, führt so von Aleph (Eins, Gott) zu Beth (Zwei, Schöpfung) und von Beth wieder zurück zu Aleph, was das Wort Abba (Vater) ergibt: 1-2-2-1.


Grunddualität ‚männlich‘ und ‚weiblich‘


Weil der gottähnliche Mensch in die Geschichte der Offenbarung hineingehört, werden auch seine leibhafte Gestalt und seine fünf Sinne ausführlich behandelt, so in den Artikeln „Bild Gottes (Mensch)“, „Geistseele und Körperseele“, „Ohr (Hören)“, „Auge (Sehen)“, „Wohlgeruch“ (des Opfers), „Herz“, „Hals und Joch“, „Hand und Fuß“ oder „Pferd und Esel“ einschließlich des Einhorns, die symbolisch für die unbewusste Triebstruktur stehen. Die Geistseite des Menschen thematisieren Artikel wie „Sprache“, „Logos“, „Sinn“, „Prophetie und Inspiration“, „Einheit und Zweiheit“, „Alphabet“ oder „Zahlen“.


Nicht ausgespart werden zudem theologisch heute so umstrittenen Themen wie „Ursünde“ (als Differenz zwischen dem ursprünglich zwei-einen und dem ‚natürlichen‘ Menschen), „Wahrheit und Lüge“, „Hölle und Fegefeuer“, „Teufel und Dämonen“ und das „Böse“, sowie andere vieldiskutierte Themen wie „Jungfrauengeburt“ (‚gebären‘ als ‚offenbaren‘), „Maria“ (als neue Eva), „Adam und Eva“, „Adams Rippe (Eva)“ oder „Mann und Frau“.


Nach der Zahlensymbolik (Bibel, Pythagoras, Philo, altes China) gelten die ungeraden Zahlen als ‚männlich‘ und die geraden Zahlen als ‚weiblich‘. Die für den gegenwärtigen Geschlechterdiskurs so fundamentale anthropologische Grunddualität ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ spiegelt sich demzufolge biblisch auch im Gegenüber der Gegensätze von „Geistseele und Körperseele“, kosmisch von „Himmel und Erde“, „Sonne und Mond“, „Feuer“ (esch, 1-300) und „Wasser“ (majim, 40-10-40), in Zahlen: 1 und 2 beziehungsweise 3 und 4.


Die Siebenzahl der Schöpfung wird daher verstanden als Verbindung von ‚männlicher‘ Drei und ‚weiblicher‘ Vier, weshalb der Sabbat oder Schabbat (Schin-Beth-Taw, 300-2-400) als ‚siebter Tag‘ das Zeichen des ‚hochzeitlichen‘ Bundes von Gott mit seiner Welt ist; deren ewige Vollendung als ‚Hochzeit‘ ist symbolisiert im ‚achten Tag‘ (Sonntag) jenseits der mit der Sieben als „Zahl einer Mondphase“ (Joseph Ratzinger) repräsentierten Zeit- oder ‚Wasserwelt‘: Gott hat „den Mond gemacht als Maß für die Zeiten“ (Ps 104,19). Die liturgischen Festzeiten im jüdischen und christlichen Lunisolarkalender sind somit fest verankert in der geistigen Sinnstruktur der Schöpfung und Erlösung als Neuschöpfung (= ‚achter Tag‘).


Schöpfung als Horizont von Tod und Auferstehung Jesu


Jesu ‚Auferstehung‘ von den Toten „am dritten Tag … gemäß der Schrift“ (1 Kor 15,4) kann sich daher nur an einem Sonntag als ‚achten Tag‘ ereignen – gefeiert wird Ostern am ersten Sonn-tag nach dem ersten Frühlingsvollmond (vgl. die Artikel „Sabbat und Sonntag“ und „Ostern“). Jesu Heilstod am ‚Kreuz‘ am ‚sechsten Tag‘ oder Freitag geschieht dann analog zur Erschaffung des Menschen am ‚sechsten Tag‘ und seinem ‚Fall‘ am gleichen Tag (vgl. Gen 1,28-31; 2,17; so auch der Babylonische Talmud, Sanhedrin 38b).


Die „in Geburtswehen“ liegende Schöpfung (Röm 8,22) in den Zahlen Sechs (2 x 3) und Sieben (3 + 4) wird durch die Erlösung als ‚Neuschöpfung‘ überstiegen in die Zahl Acht als „Zahl der Vollkommenheit des Kosmos“ (Günter Spitzing). Entsprechend ist der Mensch das achte Schöpfungswerk (am 3. und 6. Tag sind es je zwei Schöpfungstaten). Die Acht steht für die ‚Sonne‘ (Geist, Vernunft) und die kommende Welt oder das ‚Gelobte Land‘ – die Taufe in ‚acht-eckigen‘ Becken hieß bei den Kirchenvätern das „Mysterium der Achtzahl“. Die Bergpredigt Jesu beginnt entsprechend mit acht Seligpreisungen der Erlösten (Mt 5,3-10).


Die Beschneidung des neugeborenen Knaben (auch Jesu: Lk 2,21) erfolgt daher notwendig am „achten Tag“ als Vorwegnahme der endgültigen Befreiung von der ‚Umhüllung‘ durch das sterbliche ‚Fleisch‘. Bevor Josua das Volk Israel nach dem Auszug aus ‚Ägypten‘ (= ‚sechster Tag‘) und der 40-jährigen Wüstenwanderung (= ‚siebter Tag‘) in das ‚Gelobte Land‘ (= ‚achter Tag‘) führen kann, muss er „die Israeliten auf dem ‚Hügel der Vorhäute‘“ beschneiden (Jos 5,3). Er selbst heißt „Sohn des Nun“ (Dtn 34,9; Jos 1,1), Sohn der „Fünfzig“ (analog zur Acht).


Auf dem Dreischritt sechster, siebter, achter Tag als Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bei Gott (christlich das österliche Triduum) basieren Artikel wie „Exodus“, „Festkalender“, „Heilsplan“, „Heilsgeschichte“ oder „Pfingsten und Babylon“. Die Ausgießung des Geistes Gottes in Fülle am ‚50. Tag‘ hebt als pfingstliche Spracherneuerung die Sprachverwirrung beim ‚Turmbau zu Babel‘ wieder auf, wobei ein enger Zusammenhang besteht zwischen der Verwirrung in ‚Babel‘ und der ‚Sintflut‘ als mabul (‚Vermengung‘); denn die ‚Arche‘, teba, in der acht Menschen (vier Männer und vier Frauen) gerettet werden, bedeutet ‚Wort‘, ‚Sprache‘. Ursprünglich wurzelt jede Sprache im Ewigen oder Heiligen und kann von daher eine Brücke sein zum ‚Himmel‘: zur spirituellen Welt oder zum Wesentlichen.


Vierfacher Sinn der Heiligen Schrift


Auf der Umschlagseite (und in der Einführung) wird verwiesen auf den vierfachen Sinn der Heiligen Schrift nach der jüdischen und der christlichen Tradition. Danach hat die Bibel „nicht nur einen buchstäblichen Sinn (Literalsinn), sondern auch einen inneren geistigen (geistlichen) Sinn, der noch einmal dreifach untergliedert wird: in den allegorischen oder typologischen Sinn (Entsprechungen zwischen dem Alten und Neuen Testament) zur Stärkung des Glaubens, einen moralisch belehrenden Sinn für das Handeln in Liebe und einen anagogischen, ‚zum Himmel hinaufführenden‘ Sinn, der die Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott nährt und der eigentlich mystische Sinn ist“.


Dieser dreifache geistige Sinn verbindet „den biblischen Buchstaben mit dem Geist, das Bild mit dem Wesen, das Zeitliche mit dem Ewigen, das Werdende mit dem Sein, das Irdische mit dem Himmel, was mit dem ‚Bund‘ gemeint ist. Die Bibel wird dann Ausdruck des ewigen Seins und erschließt eine Ontologie der Liebe, durch die sie relevant ist für alle Zonen und Zeiten, nicht zuletzt eben auch für unsere Gegenwart.“


Vier griechische Ikonen als Titelbilder


Jeder Band des Lexikons hat ein eigenes Titelbild (auf Umschlag und Buchdeckel), und zwar jeweils griechische Ikonen, bezogen zweimal auf das Alte und zweimal auf das Neue Testament. Die erste Ikone aus der orthodoxen Dreifaltigkeitskirche (Griechenkirche) in Wien stellt den Besuch Gottes in Gestalt von drei Männern oder Engeln bei Abraham und Sarah „zur Zeit der Mittagshitze“ dar (Gen 18,1); sie gilt in der Orthodoxie als das Bild der Dreifaltigkeit. Mit dem Beschneidungsbund werden die Namen Abram und Sarai verwandelt in Abraham und Sarah (Gen 17,5.15): Sie erhalten die beiden He aus dem Gottesnamen JHWH.


Die anderen drei Ikonen (von Klöstern im Osten der Insel Kreta) zeigen einmal die Begegnung Jesu „um die sechste Stunde“ (die Zeit der Mittagshitze) am Jakobsbrunnen mit der samaritanischen Frau, der er das „Wasser“ (des Geistes) anbietet, das in ihr „zur sprudelnden Quelle“ (zur inneren Offenbarung) wird, „deren Wasser ewiges Leben schenkt“ (Joh 4,14); zum anderen wird Mose dargestellt, der von Gott (im Symbol der Hand) an Pfingsten auf dem Sinai die Thora mit den Zehn Geboten (5 + 5: Gottesliebe und Nächstenliebe) als Kern des ‚hochzeitlichen‘ ewigen Bundes empfängt (der Gottesname JHWH, 10-5-6-5, ist von daher zu lesen als 10 = 5 + 5; der 6. Buchstabe Waw zwischen den beiden He bedeutet ‚und‘).


Die vierte Ikone zeigt Maria als Typus der Elousa, als ‚Mitleidende‘, ‚Erbarmerin‘, oder als Glykophilousa, die ‚zärtlich Küssende‘, als Halbfigur mit ernstem Gesichtsausdruck, die mit beiden Händen liebevoll ihren Sohn umfängt, der – wie es im Vorwort (S. 24) heißt – seinerseits „sich ihr zuneigt, sich an ihre Wange schmiegt, sie mit seiner Rechten berührt und halst und in der Linken die Schriftrolle trägt; seine beiden Füße sind entblößt. Als neuer Adam wird Jesus von seiner Mutter jungfräulich empfangen und geboren, die so die neue Eva ist und damit die ‚paradiesische Frau‘, das heißt nach dem Hohelied der Liebe ‚die Schönste der Frauen‘ (Hld 1,8), die sagt: ‚Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. Süßer als Wein ist deine Liebe‘ (Hld 1,2).“ Das Hohelied (wozu es im Lexikon einen eigenen Artikel gibt, ebenso zu „Liebe“) gilt der jüdischen und christlichen Mystik als ein zentraler Schlüsseltext.


Die Bibel – ein fremdes Buch


Das erste der zehn an den Anfang gestellten „Geleitworte“ (S. 5) stammt aus dem u. a. von Josef Subrack herausgegebenen Buch Große Mystiker – Leben und Wirken (1984); dort heißt es im Artikel zu Hildegard von Bingen: „Der Leser von heute, dem trotz seines christlichen Glaubens die Bibel ein fremdes Buch geworden ist, muss sich bewusst machen, dass darin Gottes Wort in einmaliger Weise Menschenwort geworden ist, dass dieses Buch ihm Zugang schenkt zu Gottes ewigem Sinnen und Planen, dass er die Geschichte der Liebe Gottes zu den Menschen und zur Welt dargestellt findet, das Auf und Ab des Alten Testaments und das endgültige, unüberholbare Ja der Menschwerdung Gottes, von der das Neue Testament berichtet“ (Führkötter/ Sudbrack).


Hinweis: Das Mysterium der Offenbarung. Jüdisch-christliches Bibellexikon nach dem mystischen Schriftsinn, 4 Bde., ISBN 978-3-86357-426-0, 89,90 €(Einzelband 25 €); Klaus W. Hälbig (geb. 1951) war viele Jahre Pressesprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart und anschließend Studienleiter für „Religion und Öffentlichkeit“ an der Diözesanakademie in Stuttgart; er ist Autor zahlreicher Bücher und Veröffentlichungen zur spirituellen Theologie und Mystik.

Aktuelles

Neuerscheinung: Die zwölf Stämme

Nach längerer Bearbeitungszeit ist Ende Mai das Buch Die zwölf Stämme erschienen. Friedrich Weinreb erzählt darin von den zwei Seiten der Struktur des Menschen: der irdischen und der kosmischen Seite.   

Weinreb schreibt dazu: 
Wenn wir von der Struktur des Menschen sprechen, gibt es zwei Seiten: die anatomische Seite, den Körper des Menschen, und die kosmische Seite. Die anatomische Seite ist die Korban-Seite, das Opfer, das Näherkommen zu Gott. In der kosmischen Seite besteht eine Identität zwischen dem Menschen und dem Weltall. Wobei dieses Weltall anders und noch viel grösser ist, als wir uns das vorzustellen vermögen. 
Es gibt einen Zusammenhang zwischen den zwölf Stämmen, den Söhnen Jakobs, und den zwölf Tierkreiszeichen. Daraus ist zu ersehen, dass eine Beziehung zwischen Mensch und Kosmos besteht. Die zwölf Söhne Jakobs sind der vollständige Mensch. Wenn diese im irdischen Menschen zum Ausdruck kommen, werden sie stets als Einheit gesehen und treten auch als Singular auf. Es handelt sich somit um die Bindung einer Vielheit im Menschen zur Einheit.   


 

Aktuelles

Der Erzähler und seine Bücher

Erzählen war für Friedrich Weinreb ein schöpferischer Akt. Schon früh trat er in einer jüdischen Jugendbewegung als Erzähler hervor. Und das blieb er zeitlebens.   

Im Erzählen öffnete sich ihm das Wort, das sich im Zuhörenden ebenfalls je nach seinen Gegebenheiten entfalten und verwirklichen konnte. Hin und wieder fragte sich Weinreb, wie er wohl verstanden werde: Merken die Zuhörenden, dass das, wovon er spricht, alles in ihnen lebt, dass unsere Wortwelten Erfahrungswelten kreieren, dass das Geheimnis im Menschen selbst wirksam ist. Schon früh wurde ihm klar, was Sprache eigentlich ist: »Gott erzählt. Und alles ist in unserer Sprache, in uns verborgen da,«, wie er in seiner Biographie einmal schreibt.


Seit den 1950er Jahren erzählte Weinreb an verschiedenen Orten in der Welt, wo er gerade als Professor für Ökonomie lehrte und lebte, in Vorträgen vom Menschsein und in der Weltsein. Sein Erzählen war geprägt von seiner kabbalistisch jüdischen Sichtweise und seinem eigenem Erleben.


Eine intensive Vortragstätigkeit entwickelte er Mitte der 1960er Jahre in Holland. Damals gab er Kurse in verschiedenen Städten wie Den Haag, Leiden, Utrecht und Amsterdam. Die Zuhörerschaft war kunterbunt. Neben Juden hörten ihm vorallem auch Christen, Akademiker, Nichtakademiker, Handwerker und Esoteriker zu, letztere konnten ihn selten verstehen und wandten sich oft bald wieder ab. Das blieb so vielfarbig, auch als sich ab den 1970er Jahren seine Vortragstätigkeit im ganzen deutschsprachigen Raum und oft darüber hinaus ausweitete.


Aufmerksamkeit erregt Weinreb1963 als sein Hauptwerk erschien, das Buch über das Wunder der Schöpfung mit dem holländischen Titel »De Bijbel als Schepping«. Etwas später erschien eine verkürzte deutsche Fassung mit dem Titel »Der göttliche Bauplan« und 1994 die vollständige Fassung als »Schöpfung im Wort«. Viele seiner Kurse wurden in den 60er Jahren auch erstmals auf Tonband aufgenommen. Später wurden sie dann transkribiert und  publiziert. So entstand ein breites publizistisches Werk von abgeschriebenen Erzählungen, nebst den von ihm handgeschriebenen Büchern. Und das im Holländischen wie im Deutschen. Manche der holländischen Texte sind nachfolgend ins Deutsche übersetzt und publiziert worden. Und auch umgekehrt vom Deutschen ins Holländische. Wobei die Urheberrechte aller Weinreb-Bücher bei der Schweizer Weinreb-Stiftung liegen.


Was für ein begnadeter Erzähler Weinreb war, erlebte der Schreibende an seiner ersten Sommertagung 1975 in Gwatt am Thunersee. Morgens erzählte er einem holländischen Publikum die »Josephsgeschichte«, nachmittags sprach er vor deutschsprachigen Zuhörenden vom »Menschlichen Körper« aus der Sicht der Kabbala. Und abends erzählte er hie und da noch eine chassidische Geschichte – auch aus seinem eigenen Leben. Alles  immer ohne Manuskript, frei im Moment aus der Fülle des Lebens schöpfend, durch Zeiten, Lebensschichten und Traumwelten hindurch. In der Art seines Erzählens manifestierte sich Weinrebs umwälzende Einsicht: Gott erzählt unser Leben in seinen Namen. Gott benennt, was ist in seinen Gottesnamen. Und in den Gottesnamen und ihren Erzählungen gestaltet sich unser Leben.


Die Publikationsgeschichte im Sinne der Übersetzungen zeigt sich gut am Beispiel der »Josephsgeschichte«. Zuerst kam 1975 die Erzählung in Gwatt, dann erschien sie als Buch in einer ersten holländischen Ausgabe 1984 und 2022 als deutschsprachiges Buch mit dem Titel »Leben in Liebe«. Die meisten der ursprünglich holländischen transkribierten Texte hat der versierte Weinrebkenner Konrad Dietzfelbinger ins Deutsche übersetzt. So auch das soeben im Jahr 2024 erschienene Buch »Die 12 Stämme, der kosmische und der irdische Mensch«. Der Kurs wurde 1966/67 in Amsterdam auf Holländisch gehalten und jetzt auf deutsch übersetzt.


Der Maggid Weinreb lässt sich hören und lesen. Vermutlich stammen die meisten der bis heute publizierten Weinreb-Bücher aus Tonaufnahmen transkribierter Texte. Und das Reservoir an Geschichten ist noch gross. Fast 600 Weinreb-Titel an Tonaufnahmen gibt es nur schon auf deutsch. Das entspricht ebenso vielen möglichen Buchtiteln.


Weinrebs aus dem Ewigen gesprochenen Worte veralten nicht. Sie sind zeitlos und überbrücken Welten, sind doch das »Ich des Erzählers« und das »Erzählte Ich« bei Weinreb eins, an die Einheit gebunden. Solcherart entfalten sich zeitlich seine Worte im Raum – bis heute.


H. Ringger


 

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Aktuelles

Neuerscheinung: Der Sinn des Tuns - Der Weg des Menschen nach der Halacha

Die Lieferung des neuen Buches Der Sinn des Tuns ist eingetroffen!
Es ist immer ein besonderer Moment, ein frisch gedrucktes Buch in den Händen zu halten und wir freuen uns über diese Neuerscheinung.


 

Die Arbeiten zu diesem Buch haben sich über Monate hingezogen. Eine grosse Herausforderung waren insbesondere die Prüfung und die Korrekturarbeiten der hebräischen Ausdrücke. Für welche Schreibweisen soll man sich entscheiden? Wichtig war vor allem auch, dass es eine einheitliche Schreibweise durch den ganzen Buchtext gibt. Mehrere Personen haben sich vertieft mit Text und Gestaltung auseinandergesetzt und wir danken ihnen dafür.


"Im neuen Buch "Der Sinn des Tuns" erzählt Friedrich Weinreb den Weg des Menschen nach der Halacha und der jüdischen Überlieferung und worin der Sinn des Tuns besteht. Das Tun bestimmt nicht nur unser Denken und unser Wissen, sondern auch unsere Sicht auf das Mysterium. Weinreb nimmt uns dabei mit in bekannte und unbekannte Welten des Tuns. In das Tun in der Nacht und am Tag, in das Tun im Umgang mit der Materie, in das Tun als Verbindung zum Ewigen, in die Mahlzeit als Tun und um das Tun um nichts, das Tun umsonst.


Weinreb leitet uns dabei im Worte und im Tun an, den Weg so zu gehen, damit die Sicht auf das Leben nicht zur Sucht und das Leben selbst nicht zum Rausch und zur Besessenheit wird. Wie das? Es gilt zwischen Mythos und Logos, zwischen Profanem und Heiligen zu unterscheiden. Das Unterscheidungsvermögen ist eine der Perlen im Netz des Lebens. Eingewoben in die Fülle des Ganzen manifestiert sich das Verborgene in seiner ganzen Schönheit.


In der Verflechtung der gegenseitigen Abhängigkeit aller Pänomene erleben wir unser Tun mit seinen Millionen Ursachen, Folgen und Wirkungen – auch durch die Zeiten hindurch. Traumzeit und Raumzeit sind ineinander verflochten. Die ganze Fülle ist im Menschen da, verborgen und offenbar. So der ganze Kosmos mit seinen unzähligen Erscheinungen. Eine Dynamik und Vielfalt sondergleichen.


Mit dem Verstand ist das alles kaum zu fassen. Unfassbar stehen wir vor dem Wunder der Schöpfung und deren dauernden Wandlung. Aus der Sicht der Halacha und der Kabbala erzählt Weinreb vom Tun im Zusammenhang mit den sieben Schöpfungstagen, mit den sieben Himmeln und den Planeten und mit dem Männlichen und Weiblichen. Manches kann erfahren werden, vieles aber bleibt im Verborgenen und wirkt als Mysterium in unser Leben hinein.


Auch wenn unser Fassungsvermögen begrenzt ist, überschreiten wir unbewusst im Tun laufend unsere Verstandesgrenzen. Wir wissen kaum, wie alles funktioniert. Laufend tun wir, ohne zu wissen. Obwohl das Wissen sich rasant vervielfacht, liegen die meisten Zusammenhänge im Dunkeln. Im Tun verbinden wir Hand und Kopf, Handeln und Denken. Im Tun erfahren wir Zusammenhänge und tut sich uns auch jenseits unseres Verstandes neues Wissen auf. Wissen, das von woanders her genährt wird. Im Tun kann uns Transzendenz widerfahren, indem wir die Grenzen unseres Verstandes überschreiten und die Immanenz der Transzendenz erleben. Einfacher gesagt: Wenn das Göttliche in uns erwacht."


H. Ringger 

Aktuelles

Neue Übersetzungen von Büchern Friedrich Weinrebs

Die Werke von Friedrich Weinreb sind immer wieder auch in anderen Sprachen herausgegeben worden. Die akuellsten Übersetzungen sehen Sie hier.

Im letzten Jahr 2021 sind in Spanien neue Übersetzungen von vier Weinreb-Büchern erschienen: Die sieben Prophetinnen; Innenwelt des Wortes im Neuen Testament; Was ist Beten?; Der biblische Kalender, Monat Nissan


Auf Finnisch ist erschienen: Die Astrologie in der jüdischen Mystik


In den USA wurde Schöpfung im Wort (Roots of the Bible) überarbeitet und in einem verbesserten Layout neu gedruckt.


Noch in Bearbeitung ist eine portugiesische Übersetzung des Grundlagenwerks Schöpfung im Wort von Weinreb. 


Neben den genannten Sprachen gab und gibt es auch Übersetzungen von Weinrebs Werken ins Holländische, Französische, Slowenische und Tschechische. 
kwh 

Aktuelles

Neue Schriftenreihe mit Vorträgen von Friedrich Weinreb

Kooperation der Weinreb Stiftung mit dem deutschen teba-Verlag

Der teba-Verlag in Hergatz, DE (H. Vonier/C. Behnke-Vonier) legt eine neue Schriftenreihe mit dem Namen Spätregen auf mit dem Ziel, bislang unveröffentlichte Vorträge von Friedrich Weinreb aus dem Tonarchiv der Friedrich Weinreb Stiftung zu verschriftlichen. Dies gibt die Möglichkeit, im Sinne der Thora zu studieren: hören und sehen. 


Die Schriftenreihe mit Einverständnis und Copyright der Weinreb Stiftung hat zwei Formate: Spätregen im Wort einerseits widmet sich den Urtexten von Weinreb, seinem im Vortrag gesprochenen Wort, das möglichst nahe am Original vertextet wurde.  


Spätregen im Dialog andererseits bewegt die Texte Weinrebs: sie treten mit aktuellen Themen in einen Dialog und werden in separaten Kapiteln von H. Vonier und C. Behnke-Vonier kommentiert: Zeitgenössisches erfährt Erfüllung durch die Tradition.


Bisher sind erschienen: 

Offenbarung nach Johannes. Vollkommenheit der Schöpfung 
Aufforderung zum Gespräch. Durch die Krise zum neuen Menschen 

Zum Inhalt: Von der Offenbarung nach Johannes erzählt Friedrich Weinreb aus dem Verständnis der Überlieferung heraus: Von der Befreiung des Menschen aus dem nur Zeiträumlichen und vom Hineintreten in das gelobte Land. Das alles ist nicht fern, sondern nahe – es gilt, die Furcht vor dem Ich und vor dem eigenen Unbewussten zu überwinden.


In Aufforderung zum Gespräch erzählt Weinreb von ganz aktuell anmutenden Themen: Gesundheit und Umwelt. Diese Texte Weinrebs wurden mit dem aktuellen Pandemiegeschehen in Verbindung gebracht. Im Dialog der Texte wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass der neue Mensch nicht ein mechanistischer „Computermensch“ oder „Entwicklungsmensch“ sein möge, sondern einer, der seine Sehnsucht nach Ewigkeit wahrnimmt.   


Beide Schriften sind über den teba-Verlag zu beziehen:
info@teba-verlag.de


 

Aktuelles

Neuerscheinung "Leben in Liebe - Joseph als Fundament in uns"

Wie leben in einer Welt, die uns ein Rätsel ist? Was sollen wir tun in einer Welt, die sich dramatisch am Verändern ist? Wie finden wir in einer Welt der Krisen einen Sinn? Friedrich Weinreb gibt uns in seinem neuen Buch "Leben in Liebe" einige Antworten, die richtungsweisend sein können. In der Josephgeschichte führt er uns in ein weites und offenes Universum ein. Joseph, der verkauft, versteckt, verborgen und vergessen wird, dieser Joseph kehrt als Träumer und Traumdeuter wieder ins Leben zurück. H.J. Ringger    

Mit Joseph erleben wir das Leben in seiner sich stets offenbarenden Schöpfung als Hinnahme und Hingabe. Alles geht uns mit Joseph an, die ganze Welt, die ganze Kreatur. Er verbindet Diesseits und Jenseits. Sein lebendiges Interesse für alles und alle beschert ihm den bunten Rock. 


Weinreb hat die besondere Gabe, beim Erzählen das heilige Geschehen in die Vielstimmigkeit des Alltags zu übersetzen. Er taucht selber darin ein und lässt uns teilnehmen an seinem inneren Gespräch und lässt die vielen Stimmen im Geschehen zu uns sprechen. Stimmen, die wir so vielleicht noch nie gehört haben. Da sprechen Joseph und Jehudah wie auch die anderen Brüder Josephs zu uns. Das ganze vielstimmige Personal. Und wir nehmen die Stimmen auf, erleben die Stimmungen, die sie hinterlassen und erkennen im Wachsein: Das sind wir selber. Wir spielen unbewusst wie bewusst alle die Rollen im geheimnisvollen Schauspiel des Lebens immer wieder neu. 


Als Erzähler schenkt uns Weinreb in der Josephsgeschichte unzählige Geschichten mit überraschenden Geburten und Traumerkundungen im begrenzten wie im grenzenlosen Raum. Geschichten, die ganz anders und doch auch wieder so sind wie unsere Alltagsrealität. Sie alle erzählen uns unsere wahre Realität, unser reales Leben. Ein Leben, in dem wir uns verwandeln und wandeln in das, was in jedem Menschen verborgen schon angelegt ist. Ein Leben, in dem unsere Traum- und Erinnerungswelten immer wieder neu aufleuchten. Ein Leben in Liebe, in der das Lieben zum Leben wird.     

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Aktuelles

Neuer Stiftungsrat

Wir freuen uns, dass wir Herrn Dr. Frank Hegemann als weiteres Mitglied für den Stiftungsrat der Friedrich Weinreb Stiftung gewinnen konnten. 
Herr Hegemann kennt sich aus in den mystischen Traditionen, vor allem in der Kabbalah. Er lebt in der Nähe des Stiftungssitzes, was für die Stiftungsarbeit und den gegenseitigen Austausch ein grosser Vorteil ist. Mit seinem Fachwissen, Humor und seiner umgänglichen Art bereichert er den Stiftungsrat. 


 

Aktuelles

»Ich mag dich so, wie du bist«

Während 12 Jahren hat sich Professor Eugen Baer als Mitglied des Stiftungsrates aktiv für die Belange der Friedrich Weinreb Stiftung eingesetzt. Per 1. Oktober 2020 ist er aus diesem Gremium zurückgetreten. Die Friedrich Weinreb Stiftung dankt ihm herzlich für sein grosses Engagement, welches geprägt war von Offenheit Neuem und Unerwartetem gegenüber und von Wohlwollen im Umgang mit den Menschen. Von Bruno Jans

Sie hatte eine glückliche Hand, Frau Marian von Castelberg-Meyer, Ehrenpräsidentin und Mit­gründerin der Friedrich Weinreb Stiftung (FWS), als sie Professor Eugen Baer dazu bewegen konnte, Mitglied des Stiftungsrates zu werden. Das war im Sommer 2008, nach dem Rücktritt des damaligen Präsidenten Dr. Andreas Haffter, als es darum ging, den Stiftungsrat neu zu organisieren. Eugen Baer, bestens vertraut mit dem Werke von Friedrich Weinreb, wurde Vizepräsident. Er löste Dr. Heini Ringger ab, der bereit war Präsident der Stiftung zu werden.


Die Wahl von Eugen Baer hatte durchaus auch den Charakter eines Experimentes, sollte der Vizepräsident der FWS doch gut erreichbar sein, da er von Amtes wegen ebenfalls Mitglied des Stiftungsrats-Ausschusses ist, des Exekutiv-Organs der FWS,. Eugen Baer aber hatte seine Zelte in den USA aufgeschlagen, weit entfernt vom Sitz der FWS in Zürich. Und als Professor der Semiotik und der Philosophie litt er bestimmt nicht an Unterbeschäftigung. Doch siehe da: Eugen Baer war fast rund um die Uhr erreichbar und das trotz der unterschiedlichen Tageszeiten in Europa und Amerika. Bei stiftungsrats-internen Umfragen und Vernehmlassungen antwortete er sogar häufig als Erster. Fazit: Experiment bestens gelungen!


An Sitzungen durften wir Eugen Baer als lösungsorientierten Kollegen erfahren, der sich bei Diskussionen gerne um einen konstruktiven Ausgleich bemühte, dies nicht zuletzt dank seiner Offenheit Neuem und Unerwartetem gegenüber. Sein von Wohlwollen geprägter liebevoller Umgang mit den Menschen und seine Art, jeden und jede so zu nehmen und zu akzeptieren, wie er bzw. sie ist, haben viel zu einem guten Geist innerhalb des Stiftungsrates beigetragen.


Seine Vertrautheit mit dem Werke von Friedrich Weinreb erlebt Eugen Baer als ein grosses Geschenk, welches er gerne mit anderen teilt. Ausdruck davon sind unter anderem seine regelmässigen Beiträge im Rahmen der jährlich von der FWS organisierten Reichenau-Tagungen gewesen - dank seinen sorgfältig formulierten Ausführungen jeweils wahre Wohltaten für Herz und Ohr. Man konnte es spüren: Eugen Baer beschränkt sich nicht aufs blosse Reproduzieren von Themen aus dem reichhaltigen Werke von Friedrich Weinreb, sondern möchte die von diesem gesponnenen Fäden kreativ weiterspinnen und dabei sein eigenes Erleben in sie hineinweben. Früchte dieses Tuns sind eine Reihe von ihm geschriebener Bücher wie "Hier und Dort - Friedrich Weinrebs Gedanken über das Geheimnis des Weges", "Gott ist da, wo wir sind - Friedrich Weinrebs Gedanken über den Alltag" und andere mehr, alle erhältlich im Verlag der Friedrich Weinreb Stiftung. 


Im Jahre 2014 ist Eugen Baer als Vizepräsident der FWS zurückgetreten, um fortan etwas kürzer treten zu können, ist aber noch Mitglied im Ausschuss geblieben. Im vergangenen September aber hat er seinen Rücktritt als Stiftungsrat und als Mitglied des Ausschusses der FWS per 1. Oktober 2020 bekanntgegeben. Das ist fast auf den Tag genau 12 Jahre nach seiner Wahl in den Stiftungsrat. Grund für seinem Rücktritt sind altersbedingt schwindende Kräfte.


Im Namen aller Mitglieder des Stiftungsrates darf ich Eugen Baer von Herzen für sein grosses und vielfältiges Engagement zugunsten der Friedrich Weinreb Stiftung danken. Sie wird es ihm hier nie angemessen vergelten können, und das ist gut so; es darf ein Rest bleiben. Gerne aber wünschen wir ihm noch viele schöne Jahre, in denen es ihm vergönnt sei, mit Freude Fäden im Werke von Friedrich Weinreb und anderer ihm wesensverwandter Personen weiterzuspinnen, dies begleitet von guter Gesundheit, zahlreichen beglückenden Begegnungen und vielen schönen Tagen im Kreise seiner Familie. Kurz: „Lechajim", lieber Eugen.


 


 


 

Aktuelles

Neuerscheinung "Ein komischer Vogel"

Im soeben erschienenen Buch "Ein komischer Vogel" erzählt Friedrich Weinreb aus seiner Kinder- und Jugendzeit.

Die Texte mit autobiographischen Erinnerungen von Friedrich Weinreb sind ursprünglich in den Achtzigerjahren in der Zeitschrift "Die Wolke" erschienen. Nach der holländischen Herausgabe einiger dieser Erzählungen ist nun eine Zusammenstellung auf Deutsch erschienen. 


Die 14 Geschichten, in denen Weinreb bildhaft und humorvoll über seine persönlichen Erlebnisse in der Zwischenkriegszeit berichtet, zeigen, wie seine Suche nach einem lebendig gelebten Judentum und seine innere Auseindandersetzung damit schon früh begonnen hat.


Das Buch beinhaltet 15 Abbildungen, die mehrheitlich aus dem Archiv der Friedrich Weinreb Stiftung stammen.


 

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Friedrich Weinreb in Übersetzungen und neuen Ausgaben

Im Jahr 2020 erhielt die Stiftung mehrere Anfragen von ausländischen Verlagen für das Copyright, um Übersetzungen von Büchern Weinrebs in anderen Sprachen herauszugeben.

Verlags-Verträge für Übersetzungen wurden mit Verlagen in Tschechien, Brasilien (beide zu Schöpfung im Wort) und Spanien abgeschlossen.


Allein in Spanien wurden von der Übersetzerin Theresa Schmid sechs Bücher übersetzt, vier davon wurden bereits in guter Qualität und ansprechend gemacht herausgegeben: Das Buch von Zeit und Ewigkeit; Psychologie der Sehnsucht; Die Freuden Hiobs; Chassidische Geschichten (noch in Bearbeitung: Warum wir uns verhalten, wie wir uns verhalten; Gotteserfahrung). Die Übersetzungen finden sich auf der Webseite www.friedrichweinrebencastellano.com


In Holland kommt auf Französisch Der siebenarmige Leuchter (Le chandelier à sept branches) heraus.


Angeregt durch die holländische Herausgabe von Weinrebs Erzählungen über seine Kindheitserinnerungen (Autobiografische schetsen) wurden die Geschichten auf Deutsch unter dem Titel Ein komischer Vogel zusammengestellt. Die 14 Beiträge, die in den 80er Jahren in der Zeitschrift Wolke der SAG abgedruckt wurden, sind von Heini Ringger textlich bearbeitet worden; das Buch ist jetzt erschienen.  

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40 Jahre Friedrich Weinreb Stiftung

1980 gründete Friedrich Weinreb zusammen mit der Zürcher Mäzenin und Psychotherapeutin Marian von Castelberg eine Stiftung, um sein Werk zu repräsentieren und zu bewahren. Seither hat die Stiftung eine bewegte und reiche Zeit durchlebt mit einigen Veränderungen. Von Eugen Baer  

Mit grosser Freude feiern wir dieses Jahr das 40ste Jubiläum der Weinreb Stiftung. Alle, die das Werk von Friedrich Weinreb ein wenig kennen, wissen, dass die Zahl 40 die Bewegung in der Zeit bedeutet, und einiges ist in diesen Jahren geschehen. Marian von Castelberg und Friedrich Weinreb gründeten die Stiftung 1980 mit der Aufgabe, das Werk Weinrebs zu fördern, es zu erhalten und zu verbreiten. Bei der amtlichen Registration war auch Dr. Heini Ringger anwesend, der spätere langjährige Präsident der Stiftung. Zur Gründungszeit und für manche Jahre später war Weinrebs Wirken im „Brunnenhof“, Marian von Castelbergs grosses Haus in Zürich, ein wahres multikulturelles Kulturzentrum, wo neben Weinrebs schriftstellerischer Tätigkeit auch viele Gespräche auf internationaler Ebene stattfanden.


            Seither hat sich manches geändert. Mit den Jahren war es manchmal nicht leicht, das richtige Format für die Stiftung zu finden. Unter Präsident Dr. Heini Ringgers Leitung steuerte die Stiftung einen Kurs der Mitte, das heisst, die Vermittlung des literarischen Erbes von Weinreb war nicht bloss als eine rein kausale Angelegenheit gedacht. Es sollte eine Verbindung angestrebt werden zwischen dem Verstehen seines Werkes und dem eigenen Erleben. Die Stiftung war zugleich immer offen zum Unerwarteten, zu Zufällen, die nicht kalkuliert werden konnten. Weinreb war der Ansicht, dass die Wirkungskraft seines Werkes rein kausal nicht zu bestimmen war. Auch für den Stiftungsrat war es durch die Jahre immer wieder auffallend, wie sich plötzlich Leute meldeten, die auf ganz unerwartete Weise auf das Werk Weinrebs gestossen waren.          


            Vor zehn Jahren fiel das 30ste Jubiläumsjahr der Stiftung mit dem 100sten Geburtstag von Friedrich Weinreb zusammen. Das war ein besonderer Meilenstein für die Stiftung und wurde mit zwei Tagungen gewürdigt. Zuerst wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Christian Rutishauser SJ, der übrigens dieses Jahr einen Vortrag auf der Weinrebtagung im November 2020 halten wird, im Lassalle-Haus in Bad Schönbrunn bei Zug eine Tagung mit dem Thema "Friedrich Weinreb zum 100. Geburtstag" abgehalten. Danach organisierte die Friedrich Weinreb Stiftung im Rahmen der jährlichen Weinrebtagungen auf der Insel Reichenau eine Jubiläumstagung mit dem Titel "Die heilende Kraft im Wort".


Seither ist wiederum einiges geschehen, inzwischen musste die Stiftung auch ihren Ort in Zürich verlassen und nach Winterthur umziehen. Der neue Ort und eine Verjüngung des Stiftungsrates belebten die Stiftung mit neuen Ideen und Projekten, unter anderem einem neuen Format der Reichenau Tagung und mehr Kollaboration mit dem Publikum.


            Und nun, wie soll es mit der Stiftung weitergehen? Die Zahl 40 besagt doch ein ständiges Weitergehen. Gemäss der Neuorientierung der Stiftung für eine vermehrte Zusammenarbeit mit allen, die sich für Weinrebs Werk interessieren, möchte der Stiftungsrat von allen hören. Friedrich Weinreb lehrte, dass das Ewige hier auf vielen Wegen erscheinen kann. Die Stiftung sollte sich daher im Prinzip diesen vielen Wegen öffnen, sonst masst sie sich an, den Weg hier zu "wissen". Vom Ewigen her geleitet, darf man und müsste man ganz ruhig neue Wege angehen. Dies im Vertrauen, dass die Saat des Weinrebschen Erzählens ganz neue, uns zur Zeit nicht vorstellbare Bäume des (Er)Lebens hervorbringen kann.


Eugen Baer, März 2020

Aktuelles

Im freien Leben

Es ist ein Glücksfall, dass nach Jahren wieder ein neues Buch von Friedrich Weinreb mit dem vielschichtigen Titel «Leben in Freiheit» erscheinen kann. Freiheit, das ist zunächst einmal die Begegnung mit uns selbst, die Begegnung in unserem eigenen Leben mit dem, was immer schon da war und immer da sein wird. Diese Grunderfahrungen zu einem freien Leben im Gewahrsein des Ewigen erzählt er am Beispiel der Erzväter und Erzmütter. Von Heini Ringger

In «Leben in Freiheit» erzählt Friedrich Weinreb vom Leben der Erzväter und Erzmütter. Es wird geboren, gestorben, geheiratet, geopfert, getäuscht, gekämpft, gegeben, genommen, gekommen, gegangen, verkauft, verzerrt, vermittelt, erfahren und erkannt. Wie im menschlichen Alltagsleben auch. Weinreb erzählt aber das menschliche Geschehen von der Bibel her – im Sinne der Kabbala. Die Erzväter und Erzmütter leben in uns, in unserem Nichtbewussten. Von dort leben sie auch in unserem Bewussten, archetypisch in unserem Alltag.


Am Beispiel der Erzväter erzählt Weinreb vom Ursprung des menschlichen Geschehens. Immer wieder bezieht er sich dabei auch auf die beiden Schöpfungsgeschichten, Genesis 1 und 2. Er erzählt von den Grenzen und ihren Erfahrungen. Freiheit ist zunächst eine Freiheit in Grenzen. Denn Freiheit ohne Grenzen ist unbegrenzt, ist leer. Insofern ist Freiheit im Raumzeitlichen, in unserem Alltag immer die Wahl der Abhängigkeiten. Weinreb erzählt vom Erkennen der Grenzen, vom Unterscheiden der Welten und ihren Formen und schliesslich vom Überschreiten der Grenzen. Er erzählt von menschlichen Grunderfahrungen und von deren Voraussetzung zur Transzendenzerfahrung. Im Lichte der Erzväter und Erzmütter lässt sich somit mehr als nur eine Weise der Freiheit erleben.


Freiheit, das ist für Weinreb zunächst die Begegnung mit uns selbst, die Begegnung in unserem eigenen Leben mit dem, was immer schon da war. Im Lehrhaus des Wortes führt er uns von der Innenwelt in die Aussenwelt des Wortes, vom Mythos in den Logos, die unsere irdische und kosmische Wirklichkeit kreieren. Erzählend staunt er über das Wirken der verborgenen Welten und er lässt uns staunen über unser Wirken in der Vielfalt der erscheinenden Welten mit ihren unzähligen Alternativen. Wie denken wir? Wie entscheiden wir? Wie handeln wir? Immer sind wir zwischen Himmel und Erde gestellt und immer sind wir frei in unseren Beziehungen zur Natur und zu den Mitmenschen.


Weinrebs kabbalistische Erzählweise der Erzväter führt uns in unsere inneren und äusseren Dimensionen hinein. In sich durch sie hindurchgehend erzählt er vom Wiedererkennen des Ewigen. Isaaks Opferung – die Sicht in den Himmel. Der Segen Isaaks – die Vereinigung von Nichtbewusstem und Bewusstem. Jakobs Traum auf dem Stein – die Verbindung von Himmel und Erde. Jakobs Ringen mit dem Engel Esaus und sein Sieg – die Integration des irdischen Schattens zum ganzen, zum heilen Menschen. Wie im Mythos so vollzieht sich das Geschehen auch in unserem Leben hier.


In tausendfachen Variationen führt er uns durch unser Leben in ein gegenwärtiges, freies Leben. Er erzählt vom Paradies, vom ganzen Menschen vor der Spaltung in Mann und Frau. Er erzählt von der Vertreibung aus dem Paradies, vom verlorenen Paradies und vom wiedergefundenen Paradies. Das erzählt er archetypisch von Adam bis zu den Erzvätern. Sie bringen wieder die Nähe, ja die Bindung an das Paradies, in einer anderen Bewusstseinsschicht, näher dem Leben hier. Wir erleben, wie unser Bewusstes und Nichtbewusstes im Traum vom Paradies immer wieder aufs Neue zusammenkommen. Auf diesem mittleren Weg erleben wir die Erzväter als Mittler zum freien Leben, in dem die Einheit jederzeit überall existiert. Dabei vermittelt er nie ein schlüssiges Welt- und Menschenbild. Er öffnet – innerhalb der uns auferlegten Grenzen – alles ins Unbegrenzte. Ohne alles verstehen und wissen zu wollen und zu können, ist das Unmögliche plötzlich möglich.


 

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«Du, fast noch Kind, ergänze...»

Er wundert und er freut sich, wenn andere sich auch freuen können – über irgendein beglückendes Gelingen oder einfach über das, was ist. In den Schweizer Bergen aufgewachsen, zog es ihn in der alten Welt zunächst ans Mittelmeer nach Frankreich, Italien und Spanien, dann durch ganz Europa und weiter über den Atlantik in die moderne Welt der Vereinigten Staaten, wo er im noch naturnahen, auch mit Bergen versehenem Bundesstaat New York seine hiesige Bleibe fand – ohne aber seiner alten Bergheimat abtrünnig zu werden. Die Rede ist von Eugen Baer, der dieser Tage seinen achtzigsten Geburtstag feiert. Eine nicht ganz persönliche Perspektive. Von Heini Ringger

«Du, fast noch Kind ....» möchte man ihm mit den Worten von Rilke sagen, wenn er «kommt und geht», wenn er freitagmorgens aus der Flughafenhalle und montagmorgens wieder in die Flughafenhalle tritt und über den Atlantik fliegt. Dazwischen drei Tage Reichenau Tagung mit Gesprächen und frohen Gesichtern, mit einem Vortrag beglückend nicht nur durch das Gesagte, sondern das, wie er es sagt und das, was in seinen Augen und seiner Stimme heiter, oft kurz sanft aufblitzt – jeder und jedem das beste Leben gönnend. Vor dem Rückflug am Sonntagabend jeweils das italienische Essen im Santa Lucia. Am Dienstagmorgen steht er bereits wieder vor den Studierenden, praktisch philosophierend: Begreifen wir, wer wir sind, was wir tun, was wir sein und werden wollen, wie ein sinnvolles Leben zu führen wäre


«...mit dir nach dem Gehör zu gehn»
Eugen Baer ist kein Überflieger, obwohl er jedes Jahr mehrmals den Atlantik  überquert. Er ist einer, der trotz «Kommen und Gehen» der kleinen Dinge auch bleibt – in der Präsenz bleibt. Einer, der so «...die dumpf ordnende Natur vergänglich übertrifft» (Rilkes Gedicht folgt am Ende des Textes; darauf beziehen sich die «Zitate»). Einer, der Zeichen setzt, sie lebt, sich aber von diesen wieder emanzipiert, ja sie transzendiert «zum reinen Sternbild einer jener Tänze», um gleich wieder ganz immanent das Zeichenspiel als Lebensspiel zu leben und zu verstehen, auch wenn es einfach passiert und es letztlich nichts zu verstehen gibt. Einfach einer, der «...für einen Augenblick die Tanzfigur ergänzt...». Kein Wunder – oder doch? – ,dass so einer zum Semiotiker geworden ist, zu einem, der die Zeichen auch noch lehrt. Zum Dichter wäre so einer auch geworden, um «...mit dir nach dem Gehör zu gehn». Vielleicht ist er auch einer?


Geboren in den Bergen Graubündens in Klosters «regte sich seine Natur» im Jahre 1937. Als Sohn eines Bergführers, Skilehrers und Künstlers – eine Sonnenuhr ziert noch ein öffentliches Gebäude – wuchs er in eine Bergwelt hinein, die ihn bis heute prägt und in die er fast jedes Jahr winters wie sommers zurückkehrt. Im Sommer geht er mit Familie über Stock und Stein; im Winter fährt er Ski mit seinem Sohn Geni auf den weissen Pisten, die ihn damals als jungen talentierten Rennfahrer schon herausforderten. Man muss sich ihn als einen glücklichen Jungen vorstellen, der abends mit einem nicht leichten Rucksack direttissima ins Tal hinunter fährt. Umsonst. Um am nächsten Tag wieder am Berg zu sein. Noch heute befährt er als begeisterter Skifahrer mit seinem Jahresabonnement die Berghänge New Yorks.


Das Aufwachsen ist bei Eugen Baer das Eine, das Aufwachen das Andere. Beide verschränken sich in seinem Lebensgang. Beide gehen ineinander über. So werden manche nur wach geboren, manche bleiben zeitlebens wach – «hörend nur, da Orpheus sang». So ein waches Kind war wohl Eugen Baer. Selbst die Kindergärtnerin hätte sich in ihn verlieben können. In ein Kind, das wach hörend die Berge liebt und die Berge das Kind.


Wach aufwachsend begab sich Eugen Baer von den bündner Bergen des Prättigaus in die Welt hinaus. Zunächst ins nahe gelegene Appenzell. Dort verbrachte er die Gymnasialzeit im Kollegium St. Antonius, einer Klosterschule. Dort öffneten sich ihm neue Sichten mit – zeitlebens – fortlaufenden Einsichten. So trat er nach der Matura in den Kapuzinerorden ein. Während der Zeit als Kapuzinermönch studierte er Theologie an der Universität Fribourg und biblische Exegese am Pontificio Istituto Biblico in Rom und reiste in ganz Europa herum. Bei den Jesuiten in Rom lernte er auch koptisch. Wie das Koptische nahm er eine Sprache nach der anderen auf – bis heute sind es dreizehn, darunter fast eine Handvoll alte Sprachen.


Nach zehn Jahren emanzipierte er sich vom Kapuzinerorden. Frei denkend und frei vom gewohnten Denken hiess seine Zukunft Amerika. An den vielschichtigen Hintergründen der Sprachen interessiert, absolvierte er ein Philosophiestudium an amerikanischen Universitäten, wo er 1971 an der Yale University mit einer Arbeit über den französischen Psychoanalytiker Jacques Lacan promovierte. Nach dessen Hauptthese ist unser Unbewusstes wie eine Sprache strukturiert – gleichsam «...die Stelle, wo die Leier sich tönend erhob».


«Die unerhörte Mitte»
Nach dem Abschluss nahm Baer eine Philosophieprofessur an den Hobart and William Smith Colleges in Geneva, einer Kleinstadt im Staat New York an. Seit  1971 ist er dort tätig, gründete eine Familie, und lebt heute mit einer zweiten Familie in Ithaka, nicht unweit von Geneva entfernt, wo er seit Jahren als Dekan für die sozialen und persönlichen Anliegen von rund 2000 Studierenden verantwortlich zeichnet. Aus «der unerhörten Mitte» setzt er sich praktisch für sie ein, schenkt ihnen Vertrauen, sucht mit ihnen nach Wegen und Lösungen.


Ans Aufhören dachte er zumindest vor wenigen Jahren noch nicht. Weshalb auch? Weshalb mit etwas aufhören, das man am liebsten tut. Nach wie vor lehrt er auch Philosophie. Eine für das Leben. Lehren und Lernen bedingen sich für ihn gegenseitig. Kein Tag, an dem er nicht etwas von den Studierenden lernt und mitnimmt. Die Studierenden lieben ihn dafür. Eine Stimme auf der College Website dankte es ihm einst: «The best Professor of the world».


In seiner äusseren Biographie setzt er seit den Siebzigerjahren vermehrt auch Zeichen in der Semiotik. Sein Hauptinteresse gilt semiotischen Methoden in der Psychotherapie und in der medizinischen Betreuung. Mitte der Siebzigerjahre gehörte er so zu den Mitbegründern der Amerikanischen Semiotischen Gesellschaft, deren Präsident er mehrmals war.


Wie ist Heilung möglich? Wer und was heilt? Können Worte heilen? Darüber publiziert er in semiotischen Fachkreisen Artikel und Bücher. In seinem 1988 erschienenen Hauptwerk «Medical Semiotics» erzählt er das Autobiographische eines Menschen anhand des Krank- und Gesundseins und nimmt dabei noch die Evolution und die Kosmologie mit ins Blickfeld.


«...die schönen Schritte...»
Die Essenz der 426 Seiten von «Medical Semiotics» findet er später auf einer halben Seite in der Mundaka Upanischade wieder – «besser zusammengefasst als er es hätte sagen können», nach seinen Worten. Im 3. Teil wird von zwei Vögeln, die in demselben Baum sitzen, erzählt. Einer frisst die Früchte, der andere schaut zu. Der eine ist gebunden, der andere ist frei. Der eine geniesst und handelt, der andere ist der ewig stille Zeuge. Der Baum ist der Körper, in dem der eine das Unwissen und die Illusion der Verschiedenheit hervorbringt und in Leid versinkt. Erst wenn er im Anderen, von dem er nicht getrennt ist, den Ursprung Brahmans, das Selbst schaut, wird er geläutert und erlangt Befreiung. Der so Weise weilt nun im Selbst und spricht von nichts anderem.


Von nichts anderem spricht fortan auch Eugen Baer. Der Mensch leide, weil er nur eine Seite sehe. Wenn er aber die andere Seite der Vollkommenheit sehe – und ihre Majestät – dann verschwinde seine Trauer. Erfahrungen solcherart befreien Eugen Baer selbst. Er sei frei von der Illusion, irgendmal einen originellen Gedanken zu haben. Originell für ihn, das wohl, nicht aber für die Welt des Geistes. Das tönt bescheiden, klingt an die «unerhörte Mitte» in Rilkes Gedicht an, das «die schönen Schritte ... zu der heilen Feier» stets offenhält.


«...zu der heilen Feier...»
Einen im Geiste Verwandten traf Eugen Baer in Friedrich Weinreb im Jahre 1979 an den Zürcher Gesprächen im Brunnenhof in Zürich. Weinreb, der einst in Kalkutta arbeitete, war mit der indischen Geisteswelt wohl vertraut. Selbst lebte er aber in der jüdisch chassidischen Lebenswelt und der kabbalistischen Mystik. Doch im mystischen Kern sind sich trotz kultureller Ferne beide Geisteswelten nahe. Auch Baer und Weinreb kommen sich nahe. Im «Tat tvam asi», Das bist Du, treffen sie sich. Baer zieht die Selbstverständlichkeit wie Weinreb «Das Ewige» lebt an, wie «Das im Selbst» verständlich spricht. Er erlebt in ihm das Nebeneinander, Ineinander, Zueinander, Miteinander und Nacheinander in einer Art synchroner Lebenspraxis gelebt. Alles ist in uns, jederzeit überall, sind Weinrebs Worte dafür.


Doch wie lässt’s sich so im Alltag leben? Baer hört Weinreb, wie er vom Himmel erzählt und gleich darnach im Fernseher (als einstiger Fussballer) sich ein Fussballspiel anschaut. Eine oft erzählte Anekdote. Mehr noch spricht ihn der Alltag aus Weinrebs Lebensgeschichte an. Besonders seine autobiographischen Bücher, aber auch seine Aufzeichnungen zu Wort, Sprache und Sprechen bis zu den Buchstaben des Lebens bezeugen den integralen Charakter seines Alltaglebens. Das Wunder unserer alltäglichen Zeichenwelt lässt Baer als Semiotiker in die kabbalistische Gedankenwelt eintreten. Fortan bleibt er mit Weinreb im Gespräch. Auch im Selbstgespräch, im Gespräch mit dem Selbst, das ihn in eine neue Beziehung der biblischen Spiritualität hineinfinden lässt.


Mit der Zeit wird Eugen Baer selbst zum Übersetzer und Vermittler des kabbalistischen Gedankenguts. Er erzählt von der Fülle der Weinrebschen Gedankenwelt und verbindet sie mit der Fülle seiner eigenen Lebenswelt. Kaleidoskopartig, wie ein Kind, öffnet er aus der Tiefe des Wortes schöpfend den Blick für die Schönheit dieser Welt. Ein Hinweis darauf mag ein Eintrag auf der Website von Kunstplanbau e.V. Berlin sein, wo er 2016 an einen Kongress zur Aesthetik eingeladen worden ist: «Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Workshop «Passahmahl - Kabbalah - Chassidisches Judentum« mit Prof. Eugen Baer. Weinreb, Lacan, Begegnung, Aristoteles, Ewigkeit, Brot, Kant, Plato, Steiner, Lamm Gottes, man hu, Esel, neschem, 7 Früchte der Welt Gottes Weizen, Gerste, Weinstock, Feige, Granatapfel, Olive, Dattel, die 8. Frucht die Mandel-das Geheimnis der kommenden Welt, Muttergöttin, Ewigkeit, Maria, Raum und Zeit, Matthäus, Lama Govinda, Quelle, schomea, Rainer Maria Rilke immer wieder, Leib und Körper, Psalmen, Sanskrit, Hebräisch, Traumleben, Kranksein, Tenach, Fische, Latein, Tisch, Ei, Johannes, Griechisch, Bitterkraut, charosseth, Aramäisch, vijanana-maya-kosa,... ».


Diese Wortflut könnte eine verwirrende Bilderflut auslösen. Eugen Baer erzählt die Bilder aber als Metaphern, indem er mit dem Wort ins Wort hinein und hinüber führt, indem er die Vielschichtigkeit des Wortes zum Erleben zu bringen und so Zeit und Ewigkeit zu verbinden vermag. Gleichsam als heilsame Gegenbewegung zur Unmenge der medialen Wortbilder und selbstinszenierten Handybilder, die sich nur noch in der Selbstbespiegelung erschöpfen und die kein glaubwürdiges Ich mehr beglaubigen. Besonders stellte er sich auch dem interreligiösen Dialog, wie vor Jahren am Deutschen Kirchentag, an dem er mit Vertretern anderer Religionen zu Weinreb Themen sprach.


«...des Freundes Gang und Antlitz hinzudrehn»
Erfüllt «vom Göttlichen Werk, das sich in ihm vollzieht» verschenkt sich Eugen Baer im Alltäglichen. Er bringt sich ein als  Stiftungsrat, bis vor kurzem als Vizepräsident, der Weinreb Stiftung, als Referent an der jährlichen Reichenau Tagung, auch bei den Zürcher Gesprächen ist er nach wie vor präsent, und natürlich beruflich an seinem College in Geneva. Mittlerweile ist er ein kundiger Vermittler von Weinrebs Werk. Zu seinem hundertsten Geburtstag schrieb er eine Einführung in Leben und Werk mit dem Titel «Ewiges Leben im Wort». Weinrebs und Baers Biographie begegnen sich darin in einem Ich-Du Dialog, in einem Vertrauens- und Liebesverhältnis – sich im Anderen erkennend. In dieser inneren Freiheit des sich in der Welt gegenseitigen Erkennens sind seine zahlreichen Schriften zu Weinrebs Gedanken über das Geheimnis des Lebens zu lesen wie in «Hier und Dort», «Der Abstieg zu Gott», «Gott ist da, wo wir sind» oder im «Aufwachen zum Ewigen». Stets sind es Wege der Einswerdung und des weglosen Wegs des Einseins.


Nun sind wir angekommen am Punkt, wo weder Rückblick noch Ausblick weiterführen, wo die Symphonie des Lebendigen das «Göttliche Spiel» spielt, in dem sich das zarte Lächeln der Natur und des eigenen Lebens offenbart, wo die beiden Vögel im Baume in Rilkes Melodie einstimmen «...zu der heilen Feier des Freundes Gang und Antlitz hinzudrehn».


Fast so wie einst im Santa Lucia beim sonnabendlichen Essen Eugen Baer beim Anstossen mit einem Glas Wein aus einem Weinberg des Südens sagt – voller Staunen – , wo ihn das Leben überall hingeführt habe. Wir danken und stossen mit ihm am 19. August zum Achtzigsten an mit einem von Herzen kommenden «Viva»!


 Zum Verkosten nun das Gedicht von Rainer Maria Rilke «O komm und geh. Du, fast noch Kind, ergänze» aus den Sonetten an Orpheus in seiner gänzlichen Länge.


O komme und geh. Du, fast noch Kind, ergänze
für einen Augenblick die Tanzfigur
zum reinen Sternbild einer jener Tänze,
darin wir die dumpf ordnende Natur


vergänglich übertreffen. Denn sie regte
sich völlig hörend nur, da Orpheus sang.
Du warst noch die von damals her Bewegte
und leicht befremdet, wenn ein Baum sich lang


besann, mit dir nach dem Gehör zu gehen.
Du wusstest noch die Stelle, wo die Leier
sich tönend hob – ; die unerhörte Mitte.


Für sie versuchtest du die schönen Schritte
und hofftest, einmal zu der heilen Feier
des Freundes Gang und Antlitz hinzudrehn.


 

Nachruf

Ein Leben aus der Stille

Marian von Castelberg-Meyer, die Gründerin der Friedrich Weinreb Stiftung, ist am 16. Juli 2017 in Zürich verstorben. In ihrer äusseren Biographie lebte sie ein aktives der Welt zugewandtes Leben, in ihrer inneren Biographie lebte in ihr die Sehnsucht nach dem Ewigen, die sie in der »Nähe Gottes« intim lebte und die sich in der Begegnung mit spirituellen Menschen immer wieder von Neuem erfüllte. Ganz besonders in Friedrich Weinreb begegnete sie einem im Geiste verwandten Menschen, mit dem sie eine lebenslange, tiefe Freundschaft verband. Im Jahre 1980 gründete sie mit ihm die Friedrich Weinreb Stiftung in Zürich. Dank ihrer Weitsicht und Grosszügigkeit kann so das Werk der jüdischen Mystik von Friedrich Weinreb jetzigen und künftigen Generationen zugänglich gemacht werden. Die Gedenkfeier fand am 27. Juli 2017 in der Erlöserkirche in Zürich statt. Eine Würdigung. Von Eugen Baer

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Aktuelles

Spenden für Weinrebs Werk

Auch in Zukunft soll  das Werk von Friedrich Weinreb zugänglich sein und erhalten bleiben. Die dafür notwendigen Finanzmittel  sucht die Friedrich Weinreb Stiftung vermehrt über Sponsoring zu gewinnen. Die neue Website ermöglicht Interessierten, neue Projekte direkt online zu finanzieren. Zurzeit stehen zwei Projekte, die Publikation eines neuen Buches und die Digitalisierung des «geschriebenen Wortes» von Weinreb, im Vordergrund. Die Stiftung ist auch offen für Spenden, Legate und Schenkungen. Von Bruno Jans

In seinem Werk gelingt es Friedrich Weinreb immer wieder, überraschende Wege zwischen biblischem Menschenbild und heutiger Lebens­erfahrung entdecken und erleben zu lassen. Der Zugang zu seinem Werk soll für Suchende weiterhin möglich sein. Die Friedrich Weinreb Stiftung sorgt dafür gemäss Stiftungszweck. Damit sie dies langfristig tun kann, achtet sie darauf, ihre finanziellen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und zu bewirtschaften. Während Jahren finanzierte sie ihre Tätigkeiten grösstenteils mit den Erträgen aus dem Stiftungsvermögen.


Als Folge der Finanzkrise sind die Erträge des Stiftungsvermögens stark gesunken. Die Stiftung hält deshalb nach neuen Finanzierungsquellen Ausschau. Ohne zusätzliche Einkünfte wird sich das Stiftungskapital rasch vermindern, trotz einer restriktiven Ausgabenpolitik, die nur die notwendigen Kernaktivitäten zulässt und somit die Erfüllung des Stiftungszweckes zusehends erschwert. So wurden in den letzten Jahren wichtige Projekte zurückgestellt, darunter die Herausgabe neuer Bücher. Möglich waren weniger kostenintensive Neuauflagen vergriffener Werke.


Eine wichtige Rolle soll künftig das Sponsoring spielen, insbesondere zur Finanzierung neuer Projekte. Willkommen sind jedoch auch freie Spenden oder Schenkungen bzw. Legate. Letztere erlauben es, grössere Projekte in Angriff zu nehmen, die den üblichen finanziellen Rahmen sprengen.


Als gemeinnützig anerkannte Stiftung kann die Friedrich Weinreb Stiftung Spendenbescheinigungen für Zuwendungen ausstellen. Die betreffenden Beträge können vielerorts vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. Zuwendungen werden je nach Vorgabe des Spenders bzw. der Spenderin für bestimmte aktuelle Projekte eingesetzt. Zurzeit handelt es sich um zwei Projekte.  Erstens um die «Digitalisierung des geschriebenen Wortes» von Friedrich Weinreb und die Speicherung auf bewährte Datenträger. Zweitens um das Buchprojekt  «Die Erzväter» von Friedrich Weinreb.  Dabei geht es um die Übersetzung und Herausgabe der holländischen Textfassung auf Deutsch. 

Thema

Die Nähe Gottes

Die Welt, noch ein blosser Gedanke in Gott, ist ein Kind. Deshalb erscheint das Ewige, wenn es in die Zeit kommt, vorerst als Kind. Das Kind ist die ursprüngliche Form der Weisheit. Das Kind markiert aber nicht nur den Anfang der Schöpfung, es steht auch am Anfang der Sprache. So kann man auch von der Kindheit des Wortes in Gott selbst sprechen. Die Sprache entsteht als kindliches Spiel. Vortrag an der Reichenau Tagung 2016 gehalten von Eugen Baer.

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